Böses liebes Pferd
Das Bauchgrummeln vor der Reitstunde zeigte mir: Du bist aufgeregt. Jawohl. Gib's ruhig zu. Du hast Angst. Zumindest ein bisschen.
Das war ungewohnt. In den ersten Wochen meines Wiedereinstiegs - oder sollte man sagen: Wiederaufstieg? - war diese Nervosität sogar normal. Ich hatte Bauchschmerzen bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ich bei Gonzales oder Lavendel in der Box stand und emsig Hufe auskratzte. Kaum etwas beruhigt mich mehr als der Geruch von Pferden.
Aber gestern wusste ich, dass die Nervosität erst in der Box richtig anfangen würde. Schuld ist das böse Pferd. Kenia. Ha, das ist Ironie des Schicksals. Eines meiner Lieblings-Mädchenbücher hieß "Mein Sommer mit Kenia" von Federica de Cesco. Kenia war eine braune, liebe Stute. Auch die jetzige Kenia ist eine braune Stute, leider aber eine braune böse Stute. Zumindest eine zickige Stute. Sie tritt und beißt, wenn man ihre Box betritt, und das Fatale ist, dass ich das irgendwo nachvollziehen kann.
Der gute Curry hat die Gelassenheit eines alten Mannes, der in seinem Ohrensessel sitzt, Pfeife raucht und den Rest seines Leben mit stoischer Ruhe an sich vorüberziehen lässt. Aber Kenia wehrt sich gegen all die Mädchenhände, die an ihr herumfingern und auch gegen all die hellen Stimmen, die mit ihr herumsetzen, und ebenso gegen die leichten bis mittelschweren Hintern, die sich in ihren Sattel plumpsen lassen.
Beim letzten Mal machte ich mir fast in die Hosen vor Angst, als ich merkte, dass sie sich auch gegen mich wehrt. Obwohl ich schon lange kein Mädchen mehr bin. Ich stand schwitzend vor der Box und traute mich nicht hinein. Diesmal holte ich mir sofort Hilfe. Und lernte, wie man mit so einem Pferd umgeht. Wo man sich hinstellt, um keinen Tritt abzubekommen und wie man ihr Ruhe vermittelt. Gleichzeitig konsequent ist.
Und es wurde ein bisschen besser. Hinter dem bösen Pferd steckt irgendwo ganz verborgen ein liebes Pferd. Dessen bin ich mir sicher.
Es gab einen ganz kurzen Moment, einen Bruchteil einer Sekunde, da wurde ihre Unterlippe schlaff, der Blick dösig, und der störrische Hals entspannte sich, drückte sich gegen meinen streichelnden Arm. Dann, zack, kapierte sie wieder, dass ich ein Mensch bin und riss den Kopf hoch.
Ach Kenia. Wenn ich könnte - ich würde dich kaufen und mich um dich kümmern. Du bist weder hübsch mit deinem seltsamen Hals noch nett noch weiß ich, ob wir jemals miteinander harmonieren.
Aber du hast mich beeindruckt. Und ganz nebenbei lässt du dich fantastisch reiten.
Gleichzeitig weiß ich nicht, ob ich es jemals schaffe, ohne Herzklopfen deine Box zu betreten. Denn ich verstehe dich so gut. Manchmal muss man sich einfach zur Wehr setzen.
Das war ungewohnt. In den ersten Wochen meines Wiedereinstiegs - oder sollte man sagen: Wiederaufstieg? - war diese Nervosität sogar normal. Ich hatte Bauchschmerzen bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ich bei Gonzales oder Lavendel in der Box stand und emsig Hufe auskratzte. Kaum etwas beruhigt mich mehr als der Geruch von Pferden.
Aber gestern wusste ich, dass die Nervosität erst in der Box richtig anfangen würde. Schuld ist das böse Pferd. Kenia. Ha, das ist Ironie des Schicksals. Eines meiner Lieblings-Mädchenbücher hieß "Mein Sommer mit Kenia" von Federica de Cesco. Kenia war eine braune, liebe Stute. Auch die jetzige Kenia ist eine braune Stute, leider aber eine braune böse Stute. Zumindest eine zickige Stute. Sie tritt und beißt, wenn man ihre Box betritt, und das Fatale ist, dass ich das irgendwo nachvollziehen kann.
Der gute Curry hat die Gelassenheit eines alten Mannes, der in seinem Ohrensessel sitzt, Pfeife raucht und den Rest seines Leben mit stoischer Ruhe an sich vorüberziehen lässt. Aber Kenia wehrt sich gegen all die Mädchenhände, die an ihr herumfingern und auch gegen all die hellen Stimmen, die mit ihr herumsetzen, und ebenso gegen die leichten bis mittelschweren Hintern, die sich in ihren Sattel plumpsen lassen.
Beim letzten Mal machte ich mir fast in die Hosen vor Angst, als ich merkte, dass sie sich auch gegen mich wehrt. Obwohl ich schon lange kein Mädchen mehr bin. Ich stand schwitzend vor der Box und traute mich nicht hinein. Diesmal holte ich mir sofort Hilfe. Und lernte, wie man mit so einem Pferd umgeht. Wo man sich hinstellt, um keinen Tritt abzubekommen und wie man ihr Ruhe vermittelt. Gleichzeitig konsequent ist.
Und es wurde ein bisschen besser. Hinter dem bösen Pferd steckt irgendwo ganz verborgen ein liebes Pferd. Dessen bin ich mir sicher.
Es gab einen ganz kurzen Moment, einen Bruchteil einer Sekunde, da wurde ihre Unterlippe schlaff, der Blick dösig, und der störrische Hals entspannte sich, drückte sich gegen meinen streichelnden Arm. Dann, zack, kapierte sie wieder, dass ich ein Mensch bin und riss den Kopf hoch.
Ach Kenia. Wenn ich könnte - ich würde dich kaufen und mich um dich kümmern. Du bist weder hübsch mit deinem seltsamen Hals noch nett noch weiß ich, ob wir jemals miteinander harmonieren.
Aber du hast mich beeindruckt. Und ganz nebenbei lässt du dich fantastisch reiten.
Gleichzeitig weiß ich nicht, ob ich es jemals schaffe, ohne Herzklopfen deine Box zu betreten. Denn ich verstehe dich so gut. Manchmal muss man sich einfach zur Wehr setzen.
mondsüchtig - 7. Jun, 22:00