Montag, 7. August 2006

Destruktiv, schwach, kräfteraubend, stressig...

... all das schrieb ein Mensch - okay, definieren wir es genauer: ein Mann - gestern über mich und meine Ausstrahlung, mit der ich ihn am Wochenende wohl mächtig aus dem Konzept gebracht habe. Oh, Danke für die Blumen. Gleichzeitig musste ich ein leises Gähnen unterdrücken, als er sich in gut und lieb gemeinten Tipps verlor, wie ich die Welt doch in Zukunft sehen solle, und dass ich doch im Grunde alles habe und ein toller Mensch sei, ich sei schön (ja, schon klar), begabt (mag sein), habe viele Talente (stimmt, wenn auch nicht besonders ausgeprägt), und solle in Zukunft doch eine kompromisslose Lebensbejahung anstreben.
Nochmal gähn. Kompromisslose Lebensbejahung - huh, da bekomme ich schon beim Lesen Ausschlag. Ja, es gab Zeiten, da meinte ich, Bücher wie "Sorge dich nicht, lebe" lesen und verinnerlichen zu müssen oder mich in NLP zu versuchen. Bis ich zu dem Punkt kam, an dem ich einsah, dass das Ergebnis dieser Bemühungen kein bisschen zu mir passen würde.
Kompromisslose Lebensbejahung passt weder zu meinem Körper noch zu meinen Augen noch zu meinem Mund noch zu meinem gesamten Wesen. Zu der Musik, die ich höre; zu den Bildern, die ich liebe; zu den Filmen, in denen ich versinke. Es wäre ein Fake, den mir niemand so recht verzeihen würde. Niemals wird der Tag kommen, an dem ich morgens die Augen aufchlage, aus dem Bett springe und ein energiegeladenes "Tschakka!" in die Welt brülle. Mammutjäger würde Angst vor mir bekommen...

Nein, es muss auch Menschen wie mich geben; verzagte Nachtschattengewächse mit latentem Hang zur Dramatik. Zudem verbigt sich hinter all den nächtlichen Schatten Zähigkeit, Loyalität, ein starker Wille und eine viel grundsätzlichere Menschenliebe, als viele "Tschakka"-Jünger sie jemals aufbringen mögen.
Ich will kein dickes Fell mehr und mir ist mein realistischer, verhaltener Zweckoptimismus inzwischen lieber als ein antrainiertes Dauergrinsen.

Wenn Menschen von sich aus positiv und kompromisslos lebensbejahend sind, dann ist das wunderbar und dann genieße ich es auch, hin und wieder Zeit mit ihnen zu teilen. Wenn ich mir das jedoch anerziehe, ist es billiges Theater.

So trennt sich eben schnell die Spreu vom Weizen. 95 Prozent der Menschen, die mir begegnen und mich zu Beginn ganz nett und interessant finden, ziehen sich rasch wieder zurück. Jene, die bleiben, sind meistens für immer in meinem Herzen.

Danke euch für eure Geduld, euer Verständnis und eure Toleranz - und vor allem für euren Humor.

Mittwoch, 2. August 2006

Ihr Männer....

... was seid ihr eigentlich für eingebildete Gockel? Hm? ;-)
Ich ahnte es ja schon, teils schmunzelnd, teils bangend, dass einer meiner vielen werten Chefs, die ich als Freiberufliche so habe, meine sicherlich etwas offenherzige Kommunikationsweise als Anmache versteht. Nein, Hase, ich rede mit allen so, die mir sympathisch sind. Auch mit Frauen.
Ich musste spontan grinsen, als er in einer im Grunde rein beruflichen Mail höchst auffällig einflocht, dass er heute Abend mit seiner Freundin weggeht. Ach, echt? Ich ging davon aus, dass Du verheiratet bist und mindestens zwei Kinder hast.

Wsa glaubt er eigentlich? Dass ich vorhabe, ihn um den Finger zu wickeln? Mich hochzuschlafen? Puh, viel zu mühsam und zu umständlich. Außerdem bin ich mit meinem momentanen Beischläfer recht zufrieden.

Vielleicht hat er arme Mann nun Angst vor mir. Aber da kann ich ihm schlecht helfen.
Ich werde weiterhin Artikel für ihn schreiben und ab und zu wieder mail-plappern. So bin ich eben.

Aber manchmal könnte ich mir dafür in den Hintern beißen, dass ich es nicht fertig bringe, wie anderen Menschen auch einfach nur schlichte Informationen auszutauschen. Ich bin ein geschwätziges Weib. Ich ersäufe meine Mitmenschen in Worten.
Allerdings niemals synchron. Sie haben immer Zeit, zu löschen oder zu fliehen. ;-)

Dienstag, 1. August 2006

Ein Artikel für Hühner

Das kapieren nun nur ein paar Hühner - alle anderen dürfen getrost darüber hinweglesen - ist nur einer meiner Artikel, den ich einigen Leuten zum Lesen zur Verfügung stelle.

Gemeinsam stark in der Außenwohngruppe
Geistig beeinträchtigte Jugendliche nehmen ihr Leben in die Hand – Unterstützung durch das Herz-Jesu-Haus Niederfell

Ein erwachsener Ansprechpartner ist immer in der Nähe, doch die fünf Jugendlichen der Außenwohngruppe „Lukas“ des Herz-Jesu-Hauses in Niederfell haben ihren Alltag inzwischen fest im Griff. Seit zweieinhalb Jahren wohnen in dem frei stehenden Haus Mädchen und Jungen, die zwar Lern- und Entwicklungsbeeinträchtigungen haben, aber dennoch selbstständig leben wollen und können.

NIEDERFELL. Zusammen sind sie stark, und trotzdem dürfen sie in ihren eigens dekorierten Zimmern ganz für sich sein: Die fünf Jugendlichen der Außenwohngruppe des Herz-Jesu-Hauses für Behinderte in Niederfell meistern ihr Leben weitgehend alleine. Da sie in ihrer Entwicklung nicht so weit wie andere Jugendliche ihres Alters sind, brauchen sie hie und da eine helfende Hand. Eine Bezugsperson aus dem Herz-Jesu-Haus ist deshalb immer in der Nähe. Doch auf Unabhängigkeit wird in der Außenwohngruppe Lukas großen Wert gelegt – fast so viel Wert wie auf eine gute Organisation.
„Auf dem Plan stehen unsere Aufgaben“, sagt die 18-jährige Jessica und zeigt auf ein großes, buntes Plakat, das gut sichtbar in der blitzblank aufgeräumten Gemeinschaftsküche hängt. Hier tragen die Jugendlichen ein, wann wer was zu tun hat. Die wichtigsten Aufgaben, die eine eigene Wohnung so mit sich zieht – zum Beispiel Wäsche waschen oder den Müll hinaustragen - , sind also verteilt, und wenn alle an einem Strang ziehen, klappt die Sache auch. Ansonsten gleicht der Alltag vom Johann, Cosmina, Jessica, Ramona und Nadine dem anderer Jugendlicher. Sie gehen zur Schule, genießen ihre Freizeit, hängen Poster ihrer Stars an ihre Zimmerwände, machen abends Gesellschaftsspiele, lesen oder sehen sich Filme an – mal im Gemeinschaftsraum, mal alleine. Nur Montag ist fernsehfreier Tag. Die Gestaltung ihrer Einzel-Schlafzimmer können die Bewohner selbst bestimmen – damit es auch „ihr“ Reich ist. Jessica ist besonders stolz auf ihr duftiges Himmelbett und die türkise Wandfarbe. Die Einrichtung des gesamten Hauses ist hell und freundlich; sogar die Flure mit ihren Grünpflanzen, Kommoden und selbst gemalten Bildern an den Wänden wirken einladend. Sterile Internats-Atmosphäre sucht man in der Außenwohngruppe „Lukas“ vergebens. Pädagogin Anne Männicke ist überzeugt von dem Konzept. „Die Abläufe sind selbstständiger geworden“, lobt sie das Engagement ihrer Schützlinge, „auch den Ämterplan teilen die Jugendlichen mittlerweile von alleine ein.“ Vor allem im Bereich der hauswirtschaftlichen Aufgaben und Freizeitgestaltung können sich die Betreuer mehr und mehr zurückziehen. Johann, Cosmina, Jessica, Ramona und Nadine nehmen sogar an den Jugendbeiratssitzungen in Niederfell teil und planen gemeinsam mit anderen Jugendlichen Disco-Abende, Helloween-Partys oder Ausflüge. Ein regelmäßiges Orientierungs-Training sorgt dafür, dass die Jugendlichen eigenständig mit dem Bus in die Stadt fahren können. Und an Urlaub wird ebenfalls gedacht – dieses Jahr geht es zusammen ins Allgäu. (itz)

Montag, 31. Juli 2006

Ich bin Schuld...

... daran, dass ab morgen das Wetter schlecht wird.
Ich hab gestern Abend gleich drei Mal meinen Teller nicht leer gegessen. Bitte schimpft nicht mit mir. Es ging einfach nicht! Es war eines dieser Restaurants, das noch in der Nachkriegs-Wirtschaftswunder-Mentalität hängen geblieben ist.
Merwowinger Hof nennt sich dieses einstige Weinlokal und macht einen recht gediegenen Eindruck. Das Wort "schmuck" trifft das Ambiente am ehesten.
Doch die Speisen sind geradezu ein Attentat. Als "kleine Vorspeise" servierte man uns nicht einen Salatteller, sondern pro Person einen ganzen, grob zerrupften Salatkopf, dessen einzelne Teile mit dem Messer geschnitten werden mussten, weil eine Gabel mit ihnen völlig überfordert gewesen wäre - und ein durchschnittlicher Menschenmund sowieso. Diesen Salat zierten Zwiebelringe von dem Durchmesser einer Pampelmuse und zirka vier Handvoll gebratener Pfifferlinge.
Der mangelnde Einfallsreichtum der Küche zeigte sich spätestens beim Studieren der Karte: Zu allen Hauptgerichten gab es standardmäßig wieder Salat, und wir alle waren doch schon übereingekommen, dass wir nach diesem "Vorspeischen" Vitamine für mindestens eine Woche gesammelt hatten. Ansonsten dominierte das klassische Männergericht: Schweinesteak und Rindersteak, mal mit Pfifferlingen (ach!), mal überbacken mit Käse (oh weh), dazu Ofenkartoffel (eher eine Waffe als eine Kartoffel), oder eben Bratkartoffeln, gerne auch Kartoffelpüree (hui!). Wer kein Steak wollte, hatte noch die Wahl zwischen Schweine- und Kalbsleber. Natürlich mit Zwiebelringen.
Das einzig für mich akzeptable Gericht war das Hähnchencurry, das mir in einer tischbreiten Schale mit einer Winzigkeit von Basmatireis serviert wurde. Uff. Ich kapitulierte nach zehn Minuten, dieses Huhn würde nicht meins werden. So sehr ich mich auch anstrengte - das war zu viel Huhn für ein Curry.
Beim Dessert war ich schon vorsichtig. Vanilleeis mit roter Grütze, das klang harmlos. Sicherheishalber fragte ich dennoch nach dem Umfang. "Och, das sind lediglich zwei kleine Kugeln." Ich hatte es nur angeblickt, da war ich schon satt. Zwei gigantische Trümmer Vanilleeis und eine üppig gefüllte Sauciere mit heißer roter Grütze, deren Süße mir den Gaumen zusammenzog. Dazu ein Berg Sahne und Waffelröllchen, deren Fett einen unangenehmen Film auf meinen Fingern und Lippen hinterließ.
Fazit: Drei Mal nicht leer gegessen - schlechtes Wetter für mindestens eine Woche. Und dazu der Entschluss, diesen Merowinger Hof fortan zu meiden. Das ist nix für mein zartes 52-Kilo-Bäuchlein. Und abgesehen davon macht es mir keine Freude, wenn ich schon optisch von den Portionen erschlagen werde.
Dann doch lieber klein, aber fein, und dazu eine reelle Chance, dass ich wenigstens einen Gang vollständig aufesse.
So muss sich auch niemand über schlechtes Wetter beschweren.

Donnerstag, 27. Juli 2006

Ein Versuch: Jamie...

... Gabaldon-Leser wissen Bescheid.
Naja. Angesichts der Tatsache, dass ich seit zirka 9 Jahren kein Porträt mehr gezeichnet habe, als erster Anlauf einigermaßen.
Allerdings ein sehr trauriger Jamie. Könnte während der Höhlen-Emigration gewesen sein. Beim Gedanken an Claire. Oder so. ;-)

jamie

In the heat of the night

Es geht auf drei Uhr in der Frühe zu und es ist eindeutig die heißeste Nacht meines Lebens. Ganz ohne Mann. Mann tapert durch die Wohnung und sucht Kühlung.
So wie ich. Das Außenthermometer zeigt immer noch knapp 27 Grad an. Wir beide liegen in unserem eigenen Saft und schmoren. Mein Kopfkissen ist klitschenass und ich verfluche mein langes Haar. Die Kopfhaut juckte schon die Nächte davor durch das ewige Schwitzen, nun wehrt sich auch meine Gesichtshaut gegen den ständigen Schweißfilm, der sie nachts überzieht. Es ist wirklich alles andere als erotisch, sondern im Gegenteil ziemlich eklig. Fühle mich amphibisch und schleimig.
An Schlaf ist nicht zu denken. Die Wohnung ist erfüllt vom hilflosen Summen der Ventilatoren, die die heiße Luft lediglich umwälzen, aber nicht kühlen.

Ich habe im Süden Italiens schon etliche heiße Sommer erlebt, teils mit Scirocco - aber keine war so unerträglich wie diese.
Ich sehe es allerdings auch als Naturereignis, das ich miterleben darf. Mit leiser Faszination darüber, wie wenig wir Menschen uns doch an die Natur anpassen können.
Vielleicht ist es die lange befürchtete Klimaerwärmung, vielleicht sind es Kapriolen, wie sie es seit Jahrtausenden gibt.
Jedenfalls sind wir alle kurz vom kollektiven Durchdrehen.

P.S. Der Hund hat mit seiner Zähigkeit inzwischen mindestens das Bundesverdienstkreuz verdient. Totgesagte leben eben tatsächlich länger...

Mittwoch, 26. Juli 2006

Zimmer mit Aussicht

Nach einem wochenlangen grottenolmähnlichen Dasein im Halbdämmer meines Arbeitszimmer bei gefühlten 75 bis 78 Grad Celsius habe ich mit Mammutjäger gestern ein ernstes Wort gesprochen und an seine handwerkliche Begabung appelliert.
Ein Katzenfenster, bitte bitte! Ich mag nicht mehr tagsüber im Dunkeln sitzen und nachts in meinem eigenen Schweiße liegen.

Heute war es so weit. Plötzlich kam er wortlos ins Zimmer, scheuchte mich vom Schreibtisch weg, stand athletisch-stramm vor meinem Fenster, öffnete es, schloss es, murmelte geheimnisvolle Dinge, klopfte mit dem Zeigefinger gegen den Rahmen, nahm Maß, machte afrikanisch anmutende Klicklaute mit Zunge und Gaumen, dachte mindestens drei Minuten an einem Stück stumm nach, das Fenster stets im Blick, als könne es sich mit einem jähen Sprung aus dem Staube machen, wenn er nur einmal die Augen abschweifen ließe, maß noch einmal, machte sich Notizen - - während ich blöde kichernd auf dem Bett saß und dieses urmännliche Spektakel genoss.

Zwei Stunden später scheuchte er mich nach einem ausgiebigen Bauhaus-Besuch wieder weg, diesmal mit vier Holzlatten unterm Arm, dem unverzichtbaren Maßband und einem Bleistift, um erneut sehr viel zu messen und zu gucken und anschließend mit in sich gekehrtem Blick in die Werkstatt zu fahren.

Eine weitere Stunde später musste ich meinen Platz zum dritten Mal räumen und räumte ganz freiwillig auch gleich mein Zimmer - wie gut, dass es Laptops gibt -, denn die grüblerische Stimmung meines Mammutjägers war einer gereizten bis leicht cholerischen Stimmung gewichen, die ihren Höhepunkt erreichte, als sich herausstellte, dass der Akku des Bohrers seinem Tode nahe war.
Ich hielt mich mit einer dezent-weiblichen und am Ende auch naiv-bewundernden Unterwürfigkeit im Hintergrund und brachte dem schwitzenden und fluchendem Mann an meinem Fenster als gute Hausfrau ein kühles Bier. Mein Mund blieb verschlossen wie ein Schatzkästlein. Jede meiner bösen Bemerkungen, die mir auf der Zunge lagen, hätten das Fass zweifellos zum Überlaufen gebracht.

Und dann wars vollendet. Ein 1-A-Katzenfenster, endlich wieder Licht und Luft für mich, Geräusche von draußen, so etwas wie ein Windhauch und einen Kater, der sein Glück nicht recht fassen kann.
Was ist es doch manchmal praktisch, einen Mann im Hause zu haben.

Freitag, 21. Juli 2006

Die M-Frage: Hm, ich denke...

... ich habe mich vor ziemlich exakt fünf Jahren richtig entschieden, als ich begann, ihn leise und zart und hartnäckig und liebevoll und hingerissen und ängstlich zu umgarnen....
Oder wie er heute Morgen sagte: "Da hast du angefangen, deine Fäden zu spinnen." Und ich sah in seinen Augen, dass er sich gerne daran erinnert.

Vielleicht sind wir ja tatsächlich fortpflanzungswürdig.

Mittwoch, 19. Juli 2006

Die K-Frage

Gestern Abend nach der Reitstunde (bei 36 Grad im Schatten) rutschte es mir - wie so oft in letzter Zeit - einfach so raus: "Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Kinder haben will oder nicht." Wäre ich 20 - kein Thema, diese Entscheidungsschwierigkeiten. Kommt Zeit, kommt Rat. Ich werde aber in Kürze 33. Im Grunde auch noch kein Thema. Wäre mein Mammutjäger nicht 13 Jahre älter.
Und je mehr ich nachdenke und abwäge und mich prüfe - vor allem letzteres - , desto unsicherer werde ich. Zumal mir schon einige Menschen Mutterqualitäten abgesprochen haben.
Dieser Gedanke, dass da immer ein kleines Wesen ist, Tag und Nacht, ist unvorstellbar, ich kann es mir einfach nicht vorstellen, was das für mein Leben bedeuten würde - obwohl wir hier schon zwei kleine Wesen haben, die Schutz und Liebe brauchen. Unser Hund macht seit Jahren die Rückwärtsentwicklung. Er wird immer pflegebedürftiger und kostet uns im Moment fast so viel Energie wie ein Säugling. Manchmal hab ich zu Mammutjäger schon gesagt: Wäre er ein Kind, könnte er inzwischen wenigstens sprechen." So lange schon ist unser Leben komplett nach ihm ausgerichtet.
Die Verantwortung einem Kind gegenüber kommt mir dennoch immens höher vor. Und sie ist es wohl auch - schon alleine, weil man es neun Monate im Bauch trägt. Ich zerbreche mir ja schon den Kopf darüber, ob ich ihm während der Schwangerschaft zu viele negative Gefühle oder Stress zumuten würde - weil ich eben ein emotionaler Mensch bin. Und ein Sensibelchen dazu.

Und im Gegenzug fällt mir auf, wie oft ich Kinder anlächele und sie bewundere; ihre Vollkommenheit und ihre Persönlichkeit. Sie sind kleine vollkommene Menschen und absolut faszinierend. Ich muss sie einfach anlächeln; und wenn sie ängstlich sind oder weinen, ist das Bedürfnis groß, sie zu berühren und zu beschützen. Mein Umgang mit ihnen wird immer selbstverständlicher.

Aber was könnte ich einem Kind tatsächlich geben? Mein Organisationstalent ist eine Katastrophe, naja, manchmal zumindest. Ich übertreffe mit meiner Zerstreutheit hin und wieder die komplette Belegschaft eines Seniorenheims, und mein Biorhythmus ist der einer Nachteule.
Wovon ich träume - - Mittagsschläfchen zusammen mit meinem Kind. Abends vorlesen. Die Welt erklären. Nachts beschützen und Monster unter dem Bett vertreiben.
Was ich fürchte: Hilflos zu sein, wenn es krank ist. Dass meine Panik sich dann auf diese kleine, empfindsame Wesen überträgt, wie es meiner Mutter bei mir passiert ist. Dass ich ihm nicht gerecht werde, weil wir keine festen Familienstrukturen haben, noch nicht mal zwei Großeltern in einem Ort bieten können. Die eine Großmama ist 75 und hat starkes Rheuma; die andere ist 65 und will keine Großmama sein, steht noch mitten im Berufsleben und ist weit weg. Der Großpapa lebt in Amerika. Also noch viel weiter weg.
Sonst ist da nichts. Kein fester Freundeskreis. Wir sind Steppenwölfe. Und ich bin die letzte, die sich ihre Freundinnen in einer Krabbelgruppe sucht. Alleine das Wort Krabbelgruppe löst bei mir allergische Reaktionen aus.

Und dann sind da meine Reitkolleginnen - gestandene Frauen mit gelungenen Kindern, die ich bewundere für ihre Souveräntität. Sie sind locker geblieben und unkonventionell; fernab von dem Gluckenmutter-Geklüngel, wo es nur um die Farbe des Windelinhalts, Kinderkrankheiten und erste Zähnchen geht.
Und dann ist da M.; so alt wie ich, vier Kinder, Familienplanung abgeschlossen; sie arbeitet und hat zwei Pferde, wow, ich bewundere das. Aber Mammutjäger sah sie und sagte: Die kann das auch. Die hat die Nerven dazu.
Ich hingegen bin ein zerbrechliches, grenzhysterisches Wesen, das so schmal am Bauch ist, dass sich glaube ich niemand vorstellen kann, wie da ein Baby gedeihen soll.
Andererseits schwinge ich mich bei 36 Grad aufs Pferd, selbst mit Hexenschuss oder Erkältung. War seit fast zwei Jahren nicht mehr beim Arzt. Soooo zerbrechlich kann ich also nicht sein.

Manchmal wünschte ich mir, es gäbe wirklich den Klapperstorch, der einen einfach aufsucht, und dann ist es eben so. Wir haben viel zu viele Entscheidungsmöglichkeiten.
Wenn es einfach passieren würde, dann wäre es gut so, dass weiß ich. Alleine die Entscheidung ist für mich die größte Hürde. Und die Tatsache, dass ich das nicht alleine entscheiden kann, momentan die größte Verantwortung. Eine wahre Last.
Ich würde gerne ein wenig Schicksal spielen, aber dazu bin ich zu penibel und zu korrekt und zu fair. Ich nehme die kleinen blauen Pillen sogar nach der Uhrzeit ein. Keine Chance auf ein vorwitziges Sperma, dass eine kleine Schusseligkeit schamlos ausnutzt.

Und nun? Bin ich immer noch kein Stückchen weiter.
Verdammte K-Frage.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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