Freitag, 10. März 2006

Das Ende der Leidenschaft/III

Nach Karneval und allgemeiner Narretei ließen die Liebesgrußanzeigen leider schlagartig nach. Offensichtlich wurde mancher Blick schmerzhaft klar, nachdem der Alkoholnebel sich verflüchtigt hatte.
Nun aber sorgen bekannte und neue Liebende wieder für kuriose Stilblüten in der Tageszeitung.

Auf den ersten Blick amüsant, auf den zweiten Blick ein Stalker? Jedenfalls ist dieser Mann für süße Komplimente nun nicht mehr zu haben. Lieber versucht er mit Drohungen sein Eheglück zu erzwingen:

"Guten Morgen Sylvia, auch wenn Du es mal wieder nicht nötig gehalten hast zu kommen. Du wirst mich nicht mehr los. Irgendwann wirst du meine Frau! Das kannst du mir glauben. Liebe Grüße Bernd."
Damit fällt Bernd mindestens in die Kategorie "babbisches Gutzl", wie man in der Pfalz zu sagen pflegt.

In der wundersamen Welt der Metaphern hat sich Kuschelbär nun hoffnungslos verirrt und schreibt sich tapfer ins Nirgendwo:

"Hi, Trampelpfad. Hier legt jemand Stolpersteine. Am Dienstag warst du gemeint. Die Oase ist immer zu erreichen. Nun trau dich endlich. Benimm dich nicht so mädchenhaft. Du bist und bleibst meine schönste Melodie. Tausend Küsse Dein Kuschelbär."
Lieber Kuschelbär, meinst du nicht, es gibt schmeichelndere Kosenamen für eine Dame als "Trampelpfad"? Trampelt man denn auf einer "schönsten Melodie" herum?

Neues gibt es in unserer Kategorie "Herzelieb".

"Nur für dich, mein Herzlieb! Ich weiß nicht, ob ich gemeint war am 7.3. (ohne erkennbare Anrede). Ruf mich doch BITTE an, damit wir was vereinbaren können. (Wie war das mit dem Canossa-Gang?) In Liebe deine ....."
Hoffen wie also gemeinsam, dass Herzlieb seine Telefonphobie überwinden kann.

Mit einem Fuß im Grabe ist diese Geburtstagsanzeige für die 80-jährige Marianne - gut gemeint, aber doch sehr, sehr deprimierend für das arme Geburtstagskind:
"Volkswirtschaftlich hat das Leben zur Seniorin dich gemacht. Ein paar Tränen weint ein Auge, währenddem das andere lacht. Sturm und Drang vergangner Jahre sind inzwischen fast verpönt, auch wenn in so manchen Stunden dein Herz sich nach beidem sehnt. Doch die Zahl geschenkter Jahre - Lebensquell aus Lust und Leid - mündet in das stille Delta dankbarer Seniorenzeit. Gib dem Schiff der Lebensfreude handbreit Wasser unter dem Kiel. Setz Zufriedenheit als Segel, noch ein Weilchen - so Gott will."
Also, Marianne, mach noch mal ne Flasche Sekt auf, bevor es zu spät ist!

Sollte Tommasos spätere Ehefrau irgendwann einmal im Familienalbum auf diese Anzeige stoßen - falls sie zwischen Putzen, Kochen, Kinderpopos abputzen und Mann bedienen dazu kommt -, so steht seinen Eltern keine gute Zeit bevor. Sie schrieben heute nämlich:
"Lieber Tommaso! Herzlichen Glückwunsch zur Volljährigkeit! Bleib weiterhin bequem, leg die Beine hoch und lass dich bedienen. Stell die Musik in der Dusche auf volle Lautstärke und räume ja nichts auf. Kurzum - bleib so wie du bist! Wir haben dich lieb!"

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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