Bärchen Bruno
"Der arme, arme Bruno!" "Ich hasse alle Jäger!" "Die sollten selbst mal abgeschossen werden" "Alle Jäger sind Sadisten" - nur eine kleine Auswahl aus den derzeitigen Diskussionen in diversen Haustierforen.
Es ist ermüdend, es ist emotionsüberladen, es ist unsachlich, es ist teilweise beschämend, mit welchen Argumenten da um sich geschmissen wird. Ich finde es auch traurig, dass ein Leben Mensch neben Bär nicht funktioniert hat. Bruno hat uns echt herausgefordert, und leider waren wir nicht bereit für ihn. Daher ist meine Meinung: Statt blindem Lamentieren müssten jetzt Pläne gemacht werden, wie man in der Zukunft mit dem Bären ansich und im Speziellen umgeht, ob "Problembär" oder nicht. Wie ein Leben nebeneinander - Menschen, Nutztieren, Kindern, Touristen - ermöglicht werden kann.
Diese ganzen aufgepeitschten Emotionen machen weder Bruno wieder lebendig noch schaffen sie ein Bären-Konzept für die Zukunft. In all diesen Diskussionen wimmelt es von Unterstellungen und Hasstiraden.
Ich kann auch nicht verstehen, wieso es per Betäubungsgewehr nicht geklappt hat und per echtem Gewehr fast auf Anhieb, aber ebensowenig möchte ich - und das wäre die Konsequenz - den finnischen Spezialeinheiten vorwerfen, mit Absicht nicht auf den Bären geschossen zu haben, damit ihn danach ein Jäger abknallen konnte. Das ist doch absurd! Die holen doch nicht eine sauteure Spezialtruppe ins Land und geben denen dann für mehrere Wochen die Order, bloß nicht zu treffen.
Das kann auch ein ganz blöder, ärgerlicher Zufall gewesen sein, dass kurz nach Abschussfreigabe einer trifft (was natürlich nichts an der Abschussfreigabe und deren negativen Charakter ändert!). Bruno hatte wieder ein Tier gerissen, der Bauer hat's an die Obrigkeit weitergegeben, die Behörden aktivierten eine Jägereinheit.
Dass jetzt manche Tierschutzaktivisten Morddrohungen gegen die Jäger aussprechen und deren Namen geheim gehalten werden müssen, finde ich wirklich unter aller Kanone. Sie haben ihn zudem nicht niedergemetzelt, sondern einen gezielten Schuss in die Schulter abgegeben; er war sofort tot. Zumindest laut offiziellen Meldungen (die ich nun natürlich nicht persönlich überprüfen kann).
Nein, im Moment wird lieber auf die bösen Menschen und Jäger geschimpft, als wäre dieser Bär ein Heiliger gewesen, anstatt unseren menschlichen Verstand dazu zu nutzen, für die Zukunft - eine hoffentlich bärige Zukunft - vorzusorgen.
Dennoch und bei aller Tierliebe: Wer von uns stand einmal einem Bären gegenüber? Wer hat den Aasgeruch aus seinem Maul gerochen, wer hat seine mächtigen Pranken gesehen, seine bulligen Schultern vor den Augen gehabt, seine immense Kraft gespürt? Und wer hätte dann cool gesagt: "Och, ich gehöre nicht in sein Beuteschema. Der hat mehr Angst vor mir als ich vor ihm." Welcher bayrischen Mutter kann man verübeln, dass sie Angst um ihre Kinder hat, wenn diese draußen spielen? Welchem Bauern kann man guten Gewissens zumuten, dass er jeden Morgen zu seinem Vieh geht und erst einmal ein paar gerissene Jungschafe entsorgen muss?
Wir können nicht so tun, als wäre Bruno ein süßes, niedliches, bedauernswertes Kuscheltier und als wären Schafe, Ziegen und Bienenstöcke nichts wert (mit dem zweifelhaften Argument, dass die sowieso getötet worden wären, was mal dahin gestellt sei... es gibt auch Milchziegen und selbst wenn ihnen nur zwei Jahre vergönnt wären, so sind es nun mal zwei Jahre). Ein Bär gehört in ein menschenarmes Gebiet; so ist es fast überall auf der Erde und es hat seinen Sinn. Denn der Bär braucht die Menschen auch nicht. Falls sie nah aufeinander treffen, müssen besondere Vorkehrungen geschaffen werden, und damit waren alle überfordert! Denn es gab hier seit über 100 Jahren keine Bären mehr. Wie hätte man denn jetzt in kürzester Zeit ein Bärenkonzept aus dem Boden stampfen sollen, wie der WWF es zu Recht für die Zukunft fordert? Und während all der Zeit riskieren, dass vielleicht doch ein Mensch angegriffen wird? Und was ist mit dem Bären-Tourismus, der durch Bruno entstanden ist? Mit all den Touris, die sich mit Kamera bewaffnet auf die Suche nach ihm gemacht haben, was an Blödheit eigentlich kaum zu überbieten ist?
Es hat einfach nicht gepasst, die Zeit war nicht reif, und hinzu kam, dass Bruno eben ein etwas eigenwilliger, schlauer Bär war, der genau wusste, wo es die besten Leckerli gibt - nämlich in der Nähe der Menschen. Das kann man nicht einfach wegreden.
Betäubungsschuss und in ein anderes Gebiet bringen - das wäre eine Notlösung gewesen. Oder Zoo, ein Gedanke, der mir persönlich gar nicht behagt. Bruno in einem Zoo - unvorstellbar. Der Bursche wollte doch wandern...
Das mit dem Betäubungsschuss hat nicht hingehauen, aber angeblich haben die Finnen es bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte und des Budgets versucht.
Aber im Grunde ist das auch keine Lösung. Eigentlich hätte es so sein müssen, dass man den Bär einfach in diesem Gebiet leben lassen konnte. Bei einem Bär anderen Charakters wäre das womöglich kein Problem gewesen.
Bruno war aber nun mal - Bruno. Wir sollten seinem Tod einen Sinn geben. Wir sollten ihn als Paradebeispiel für einen "Problembär" ;-) nehmen und uns versuchen, ein Konzept auszudenken, mit solchen Bären zu leben. Nebeneinander. In Frieden. Dann sind alle anderen Bären ein Kinderspiel für Mensch und Vieh.
Aber Morddrohungen gegen Jäger; dubiose Abstimmungsergebnisse, für die Menschen voten, die noch nie in ihrem Leben auch nur in die Nähe eines Bären kamen, und Teddybären mit Ketchup auf dem Latz an die Behörden zu schicken (einer der vielen teilweise sehr lustigen Vorschläge der Aktivisten) sind meines Erachtens wirklich nicht produktiv.
Bruno sollte nicht dafür gestorben sein, dass man einmal mehr die Tierschutzaktivisten belächelt.
Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Ich verstehe auch nicht, wieso man immer in einem Atemzug die Menschen beschimpfen muss, wenn so etwas passiert. Ich habe Respekt vor der Kreatur, und da zählen für mich Menschen dazu.
Wer Menschen verachtet und Tiere abgöttisch liebt, ist mir wirklich suspekt. Und mit Menschen-Beschimpferei kommen wir im Punkt Bruno keinen Millimeter weiter.
Es ist ermüdend, es ist emotionsüberladen, es ist unsachlich, es ist teilweise beschämend, mit welchen Argumenten da um sich geschmissen wird. Ich finde es auch traurig, dass ein Leben Mensch neben Bär nicht funktioniert hat. Bruno hat uns echt herausgefordert, und leider waren wir nicht bereit für ihn. Daher ist meine Meinung: Statt blindem Lamentieren müssten jetzt Pläne gemacht werden, wie man in der Zukunft mit dem Bären ansich und im Speziellen umgeht, ob "Problembär" oder nicht. Wie ein Leben nebeneinander - Menschen, Nutztieren, Kindern, Touristen - ermöglicht werden kann.
Diese ganzen aufgepeitschten Emotionen machen weder Bruno wieder lebendig noch schaffen sie ein Bären-Konzept für die Zukunft. In all diesen Diskussionen wimmelt es von Unterstellungen und Hasstiraden.
Ich kann auch nicht verstehen, wieso es per Betäubungsgewehr nicht geklappt hat und per echtem Gewehr fast auf Anhieb, aber ebensowenig möchte ich - und das wäre die Konsequenz - den finnischen Spezialeinheiten vorwerfen, mit Absicht nicht auf den Bären geschossen zu haben, damit ihn danach ein Jäger abknallen konnte. Das ist doch absurd! Die holen doch nicht eine sauteure Spezialtruppe ins Land und geben denen dann für mehrere Wochen die Order, bloß nicht zu treffen.
Das kann auch ein ganz blöder, ärgerlicher Zufall gewesen sein, dass kurz nach Abschussfreigabe einer trifft (was natürlich nichts an der Abschussfreigabe und deren negativen Charakter ändert!). Bruno hatte wieder ein Tier gerissen, der Bauer hat's an die Obrigkeit weitergegeben, die Behörden aktivierten eine Jägereinheit.
Dass jetzt manche Tierschutzaktivisten Morddrohungen gegen die Jäger aussprechen und deren Namen geheim gehalten werden müssen, finde ich wirklich unter aller Kanone. Sie haben ihn zudem nicht niedergemetzelt, sondern einen gezielten Schuss in die Schulter abgegeben; er war sofort tot. Zumindest laut offiziellen Meldungen (die ich nun natürlich nicht persönlich überprüfen kann).
Nein, im Moment wird lieber auf die bösen Menschen und Jäger geschimpft, als wäre dieser Bär ein Heiliger gewesen, anstatt unseren menschlichen Verstand dazu zu nutzen, für die Zukunft - eine hoffentlich bärige Zukunft - vorzusorgen.
Dennoch und bei aller Tierliebe: Wer von uns stand einmal einem Bären gegenüber? Wer hat den Aasgeruch aus seinem Maul gerochen, wer hat seine mächtigen Pranken gesehen, seine bulligen Schultern vor den Augen gehabt, seine immense Kraft gespürt? Und wer hätte dann cool gesagt: "Och, ich gehöre nicht in sein Beuteschema. Der hat mehr Angst vor mir als ich vor ihm." Welcher bayrischen Mutter kann man verübeln, dass sie Angst um ihre Kinder hat, wenn diese draußen spielen? Welchem Bauern kann man guten Gewissens zumuten, dass er jeden Morgen zu seinem Vieh geht und erst einmal ein paar gerissene Jungschafe entsorgen muss?
Wir können nicht so tun, als wäre Bruno ein süßes, niedliches, bedauernswertes Kuscheltier und als wären Schafe, Ziegen und Bienenstöcke nichts wert (mit dem zweifelhaften Argument, dass die sowieso getötet worden wären, was mal dahin gestellt sei... es gibt auch Milchziegen und selbst wenn ihnen nur zwei Jahre vergönnt wären, so sind es nun mal zwei Jahre). Ein Bär gehört in ein menschenarmes Gebiet; so ist es fast überall auf der Erde und es hat seinen Sinn. Denn der Bär braucht die Menschen auch nicht. Falls sie nah aufeinander treffen, müssen besondere Vorkehrungen geschaffen werden, und damit waren alle überfordert! Denn es gab hier seit über 100 Jahren keine Bären mehr. Wie hätte man denn jetzt in kürzester Zeit ein Bärenkonzept aus dem Boden stampfen sollen, wie der WWF es zu Recht für die Zukunft fordert? Und während all der Zeit riskieren, dass vielleicht doch ein Mensch angegriffen wird? Und was ist mit dem Bären-Tourismus, der durch Bruno entstanden ist? Mit all den Touris, die sich mit Kamera bewaffnet auf die Suche nach ihm gemacht haben, was an Blödheit eigentlich kaum zu überbieten ist?
Es hat einfach nicht gepasst, die Zeit war nicht reif, und hinzu kam, dass Bruno eben ein etwas eigenwilliger, schlauer Bär war, der genau wusste, wo es die besten Leckerli gibt - nämlich in der Nähe der Menschen. Das kann man nicht einfach wegreden.
Betäubungsschuss und in ein anderes Gebiet bringen - das wäre eine Notlösung gewesen. Oder Zoo, ein Gedanke, der mir persönlich gar nicht behagt. Bruno in einem Zoo - unvorstellbar. Der Bursche wollte doch wandern...
Das mit dem Betäubungsschuss hat nicht hingehauen, aber angeblich haben die Finnen es bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte und des Budgets versucht.
Aber im Grunde ist das auch keine Lösung. Eigentlich hätte es so sein müssen, dass man den Bär einfach in diesem Gebiet leben lassen konnte. Bei einem Bär anderen Charakters wäre das womöglich kein Problem gewesen.
Bruno war aber nun mal - Bruno. Wir sollten seinem Tod einen Sinn geben. Wir sollten ihn als Paradebeispiel für einen "Problembär" ;-) nehmen und uns versuchen, ein Konzept auszudenken, mit solchen Bären zu leben. Nebeneinander. In Frieden. Dann sind alle anderen Bären ein Kinderspiel für Mensch und Vieh.
Aber Morddrohungen gegen Jäger; dubiose Abstimmungsergebnisse, für die Menschen voten, die noch nie in ihrem Leben auch nur in die Nähe eines Bären kamen, und Teddybären mit Ketchup auf dem Latz an die Behörden zu schicken (einer der vielen teilweise sehr lustigen Vorschläge der Aktivisten) sind meines Erachtens wirklich nicht produktiv.
Bruno sollte nicht dafür gestorben sein, dass man einmal mehr die Tierschutzaktivisten belächelt.
Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Ich verstehe auch nicht, wieso man immer in einem Atemzug die Menschen beschimpfen muss, wenn so etwas passiert. Ich habe Respekt vor der Kreatur, und da zählen für mich Menschen dazu.
Wer Menschen verachtet und Tiere abgöttisch liebt, ist mir wirklich suspekt. Und mit Menschen-Beschimpferei kommen wir im Punkt Bruno keinen Millimeter weiter.
mondsüchtig - 27. Jun, 10:55