Mittwoch, 19. Juli 2006

Die K-Frage

Gestern Abend nach der Reitstunde (bei 36 Grad im Schatten) rutschte es mir - wie so oft in letzter Zeit - einfach so raus: "Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Kinder haben will oder nicht." Wäre ich 20 - kein Thema, diese Entscheidungsschwierigkeiten. Kommt Zeit, kommt Rat. Ich werde aber in Kürze 33. Im Grunde auch noch kein Thema. Wäre mein Mammutjäger nicht 13 Jahre älter.
Und je mehr ich nachdenke und abwäge und mich prüfe - vor allem letzteres - , desto unsicherer werde ich. Zumal mir schon einige Menschen Mutterqualitäten abgesprochen haben.
Dieser Gedanke, dass da immer ein kleines Wesen ist, Tag und Nacht, ist unvorstellbar, ich kann es mir einfach nicht vorstellen, was das für mein Leben bedeuten würde - obwohl wir hier schon zwei kleine Wesen haben, die Schutz und Liebe brauchen. Unser Hund macht seit Jahren die Rückwärtsentwicklung. Er wird immer pflegebedürftiger und kostet uns im Moment fast so viel Energie wie ein Säugling. Manchmal hab ich zu Mammutjäger schon gesagt: Wäre er ein Kind, könnte er inzwischen wenigstens sprechen." So lange schon ist unser Leben komplett nach ihm ausgerichtet.
Die Verantwortung einem Kind gegenüber kommt mir dennoch immens höher vor. Und sie ist es wohl auch - schon alleine, weil man es neun Monate im Bauch trägt. Ich zerbreche mir ja schon den Kopf darüber, ob ich ihm während der Schwangerschaft zu viele negative Gefühle oder Stress zumuten würde - weil ich eben ein emotionaler Mensch bin. Und ein Sensibelchen dazu.

Und im Gegenzug fällt mir auf, wie oft ich Kinder anlächele und sie bewundere; ihre Vollkommenheit und ihre Persönlichkeit. Sie sind kleine vollkommene Menschen und absolut faszinierend. Ich muss sie einfach anlächeln; und wenn sie ängstlich sind oder weinen, ist das Bedürfnis groß, sie zu berühren und zu beschützen. Mein Umgang mit ihnen wird immer selbstverständlicher.

Aber was könnte ich einem Kind tatsächlich geben? Mein Organisationstalent ist eine Katastrophe, naja, manchmal zumindest. Ich übertreffe mit meiner Zerstreutheit hin und wieder die komplette Belegschaft eines Seniorenheims, und mein Biorhythmus ist der einer Nachteule.
Wovon ich träume - - Mittagsschläfchen zusammen mit meinem Kind. Abends vorlesen. Die Welt erklären. Nachts beschützen und Monster unter dem Bett vertreiben.
Was ich fürchte: Hilflos zu sein, wenn es krank ist. Dass meine Panik sich dann auf diese kleine, empfindsame Wesen überträgt, wie es meiner Mutter bei mir passiert ist. Dass ich ihm nicht gerecht werde, weil wir keine festen Familienstrukturen haben, noch nicht mal zwei Großeltern in einem Ort bieten können. Die eine Großmama ist 75 und hat starkes Rheuma; die andere ist 65 und will keine Großmama sein, steht noch mitten im Berufsleben und ist weit weg. Der Großpapa lebt in Amerika. Also noch viel weiter weg.
Sonst ist da nichts. Kein fester Freundeskreis. Wir sind Steppenwölfe. Und ich bin die letzte, die sich ihre Freundinnen in einer Krabbelgruppe sucht. Alleine das Wort Krabbelgruppe löst bei mir allergische Reaktionen aus.

Und dann sind da meine Reitkolleginnen - gestandene Frauen mit gelungenen Kindern, die ich bewundere für ihre Souveräntität. Sie sind locker geblieben und unkonventionell; fernab von dem Gluckenmutter-Geklüngel, wo es nur um die Farbe des Windelinhalts, Kinderkrankheiten und erste Zähnchen geht.
Und dann ist da M.; so alt wie ich, vier Kinder, Familienplanung abgeschlossen; sie arbeitet und hat zwei Pferde, wow, ich bewundere das. Aber Mammutjäger sah sie und sagte: Die kann das auch. Die hat die Nerven dazu.
Ich hingegen bin ein zerbrechliches, grenzhysterisches Wesen, das so schmal am Bauch ist, dass sich glaube ich niemand vorstellen kann, wie da ein Baby gedeihen soll.
Andererseits schwinge ich mich bei 36 Grad aufs Pferd, selbst mit Hexenschuss oder Erkältung. War seit fast zwei Jahren nicht mehr beim Arzt. Soooo zerbrechlich kann ich also nicht sein.

Manchmal wünschte ich mir, es gäbe wirklich den Klapperstorch, der einen einfach aufsucht, und dann ist es eben so. Wir haben viel zu viele Entscheidungsmöglichkeiten.
Wenn es einfach passieren würde, dann wäre es gut so, dass weiß ich. Alleine die Entscheidung ist für mich die größte Hürde. Und die Tatsache, dass ich das nicht alleine entscheiden kann, momentan die größte Verantwortung. Eine wahre Last.
Ich würde gerne ein wenig Schicksal spielen, aber dazu bin ich zu penibel und zu korrekt und zu fair. Ich nehme die kleinen blauen Pillen sogar nach der Uhrzeit ein. Keine Chance auf ein vorwitziges Sperma, dass eine kleine Schusseligkeit schamlos ausnutzt.

Und nun? Bin ich immer noch kein Stückchen weiter.
Verdammte K-Frage.
schihaserl - 19. Jul, 15:20

vor allem...

... hat man mit kindern keine zeit mehr, sich im internet über seine lebensproblematiken auszulassen, denn die sind dann nämlich entsetzlich real.

schihaserl

mondsüchtig - 19. Jul, 16:07

Oh, das wäre nun wirklich...

... mein allerkleinstes Problem. Schreiben ist mein Beruf, ich werde es immer tun. Diese Zeilen in meinem Blog sind nur ein Bruchteil dessen, was ich jeden Tag schreibe(n muss), und es ist für mich Spielen, nicht mehr und nicht weniger.
Meine echten Probleme - falls es welche gibt - werden hier bestimmt nicht angesprochen; und über mangelnde Realität in punkto Lebensproblematiken konnte ich mich bislang auch nicht beklagen.
Es ist eine gute Möglichkeit, laut zu denken.
Und da ich sehr schnell schreibe, werde ich dazu wohl immer Zeit haben. Ob vollgeschissene Windeln oder nicht. Ich werde müssen... denn das wird/würde mein Baby ernähren.
Puschkin - 19. Jul, 17:41

Ich finde deine Gedanken bewundernswert. Ich meine, es gibt X Personen, die machen sich überhaupt keine Gedanken daürber, was ein Kind bedeutet. Denken nicht darüber nach, dass es in der ersten Zeit vor allem Bedürfnisse hat, die gestillt werden MÜSSEN. Sie bekommen einfach eines und stehen dann plötzlich da wie der Ochs' vorm Berg. Und wenn es dann auch noch Probleme gibt, stecken sie die Köpfe in den Sand, brüllen laut nach Hilfe und suchen jemanden, dem sie die Verantwortung und / oder die Schuld in die Schuhe schieben können. Bevor sowas passiert, sollte sich jeder ernsthaft Gedanken machen.

Ich für meinen Teil halte mich für jemanden, der niemals Kinder bekommen wird. Zum einen wäre mir die Verantwortung für das Kind viel zu viel, zum anderen verspüre ich auch keinen Drang nach einem Kind. Außerdem bin ich viel zu egoistisch ;).

Bei dir habe ich das Gefühl, dass du dir eigentlich sicher bist, dass du eines haben möchtest. Ich kenne viele Frauen, die an ihrer Rolle als Mutter gewachsen sind. Sprich doch einfach nochmal mit deinem Mammutjäger drüber. Das ist eine Entscheidung, die ihr gemeinsam treffen solltet. Und auch wenn er meint, dass du vielleicht nicht so gut mit 4 Kindern und 2 Pferden zurecht kommen könntest, wie deine Bekannte... wer spricht denn gleich von 4 Kindern? So wie ich dich verstanden habe, möchtest du erstmal mit einem beginnen. Und 1 Kind sind 3x weniger Streß, weniger Ärger und weniger Sorgen als 4 Kinder sie machen können ;).

Ganz liebe Grüße,
Vanessa

mariox - 20. Jul, 14:01

... wie Phinnaeus sagte, „nicht denken – machen“.

Du kennst meine Einstellung zu Kindern. Es ist das Beste, was dir jemals wiederfahren wird. Es ist durch nichts zu ersetzen. Aber, DIESE Erfahrung musst du erst machen. Vorher kannst du dir noch so viel vorstellen - es wird nicht annähernd das sein was mit dir passiert, wenn dieser erste kleine nackte Mensch auf deiner Haut liegt.

Menschen, die von sich behaupten, sie wären gern Egoisten und sie würden deshalb auf Kinder verzichten, bedaure ich nur. Im Grunde genommen sind sie ganz arm, unfähig Verantwortung zu übernehmen und sich dadurch selbst eine Zukunft zu geben.

Da steckt schon genug „geben“ drin, sich selbst eine Zukunft geben - Egoisten geben nicht, mit oder ohne Kind.

DADmx

Rökkva - 25. Jul, 17:09

So, so, die kann das auch...

glaub mir, meine Nerven sind oft nahe dem Zerreißen, und wenn mir einer vor Jahren gesagt hätte du hast mal 4 Kinder... ich hätte ihn für verrückt erklärt. Wie aber schon jemand schrieb, man wächst ins Muttersein hinein, und es müssen ja nicht vier sein. Ich könnte mir dich zumindest gut als Mama vorstellen. Liebe Grüße
Melly

quichi - 8. Aug, 02:00

:-))

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat mein Mann
diese Zeilen im Sommer 2004 niedergeschrieben.

Heute, ja heute da dürfen wir diese 2 Kinderaugen erLeben und genießen,
mit den 2 Kinderaugen des „Großen“
mit unseren und euren.. ist dies ein so wunderbares Leben.

Doch leider ist dieses Wunder, dieses Glück nicht jedem gegeben
und für diese lieben Seelen, die so innig diesen Herzenswunsch in sich tragen..
ja , für euch, soll heute dieser Text von ToTo, meinen Mann gewidmet sein.
Alleine in unserem Freundeskreis gibt es 4 Paare,
die so vieles dafür tun würden, die immer wieder bangen und hoffen,
die immer wieder kämpfen und doch schon so oft einen Kampf verloren haben..
den Kampf um ein neues Leben.

Es macht mich traurig und betroffen,, denn wir stehen nur hilflos ihnen gegenüber.. wir können nicht viel dazu beitragen.. nur Trösten und etwas Zuversicht schenken
und doch werden sie sicherlich auch, wie damals ToTo,
diese Zeilen denken:

"..verlorene Träume, verlorene Zeit..
wann ist es endlich bei mir so weit?"

wie oft noch, wie lange noch..?
(wenn überhaupt noch..)

wer weiß das schon..?

Ihr Lieben.. lasst euch mal ganz, ganz liebvoll von uns im Arm nehmen und seid euch wirklich gewiß
das wir oft an euch
denken!

In weiterer Zuversicht und voller Hoffnung
für euch!


Schau dir mal die Seite genau an, ich denke da spricht dann viel dafür :-)
http://jomelyto.twoday.net/

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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