Freitag, 20. Januar 2006

Nass

Ganz plötzlich warf sich die erste Böe an die schrägen Fenster. Durch die dicken Hauswände konnte ich das Prasseln der schweren Regentropfen hören, die sich ohne Vorwarnung aus einem mächtigen, schwarzen Wolkenband entluden. Sturm. Hagel. Das Pfeifen des Windes. Ich liebe das einfach - wenn ich denn drinnen sitze, im Geborgenen, in der Wärme.
Mein Katerchen war verwirrt angesichts dieser jähen Wetterkapriole, saß an der Balkontür und starrte gebannt nach draußen. Mein Handy sendete mir auf einmal schöne Kurznachrichten, als hätte der Sturm Gedanken beflügelt. Dabei kam es mir vor, als habe er nur hier gewütet, in meinem kleinen Leben. Und nirgendwo sonst. Um 103 Quadratmetern im fünften Stock herum. Es hat sich etwas bewegt. Irgendwie war ich kurz so richtig glücklich.
Jetzt ist es wieder still. Der Himmel schweigt sich aus. Und ich warte auf die nächste kleine Sturmfront.
Es wäre doch wunderbar, heute Nacht im Bett zu liegen und den Regentropfen zu lauschen.
Sie wandern mit in meine Träume, und in diesen Träumen bin ich draußen, ich friere nicht, verkrieche mich nicht, nein, ich stehe mitten im Sturm und bin einfach DA.
Regen

Date

Da war dieses Date heute morgen. Mit einem Menschen (w), den ich wirklich gerne mag. Wir mailen fast jeden Tag. Wir haben die gleichen Interessen - verbringen unsere freie Zeit am liebsten auf irgendeinem sturen Schlachtross. Wir haben gefrühstückt, erzählt, gelacht.
Und am Schluss stand ich dann wieder da wie bestellt und nicht abgeholt und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Eigentlich kennen wir uns zu gut, um einfach so Tschüss zu sagen. Ohne eine Geste. Aber ich hab mich mal wieder nicht getraut, obwohl ich gerne würde. Wann verdammt noch mal werde ich es lernen, auf Menschen zuzugehen? Nur ein einziges Mal einen Menschen von mir aus zu umarmen? Was wäre denn daran so schlimm? Es ist nicht mal die Angst, abgelehnt und weggedrückt zu werden. Es ist die Angst, dass ich dem anderen unangenehm bin. Dass er nicht mit mir in Berührung kommen will. Am liebsten wäre ich manchmal nur ein flatternder, sphärischer Geist, von dem niemand erwarten kann, dass er solche Dinge tut wie jemand umarmen.
Sorry, xxx, ich hab das einfach nicht gelernt. Ich mag dich. Ich würd dich gern zum Abschied drücken. Aber man muss mich schon packen und zu meinem Glück zwingen. Und beim nächsten Mal ist es dann schon viel einfacher für mich.
Meine Ausstrahlung ist irreführend. Ich bin nicht kühl und distanziert. Ich kann mich nur nicht überwinden, jemand so nahe zu treten. Das gabs bei uns früher nicht. Meine Eltern haben es erst später wieder eingeführt. Da waren wir schon erwachsen und es machte keinen Sinn mehr.

Jetzt habe ich Angst, mich falsch verhalten zu haben, irgendwas Falsches getan zu haben, nicht genügt zu haben. Du lächelst mich dann immer so lieb an, wenn wir uns verabschieden, und ich komme mir schäbig vor, wenn ich einfach nur die Hand hebe und winke.
Warum ist Nähe so verflixt schwer. Warum begebe ich mich bei Tieren sofort in Schmuse-Haltung und bei Menschen ist es ein Kampf gegen abertausend Ängste.
Dann gibts die wenigen, bei denen ich mich von Anfang an sicher fühle. Ein, zwei, drei in meinem Leben. Mehr nicht. Männer waren es. Wo ich ganz genau weiß: Die tun mir nix. Vor allem weiß ich aber: Denen kann ich auch nix tun. Denen kann ich mich zumuten. Eine wundervolle Seltenheit. Und ich kann durchatmen.

Loslösen

Das stelle ich wieder mit Erstaunen fest: Ich kann mich schlecht von Menschen lösen. Manchmal gar nicht. Und zwar dann, wenn ich mal Vertrauen zu ihnen hatte - was nicht oft geschieht. Aber wenn, dann verhalte ich mich wie ein wildes Tier. Einmal gezähmt, erkenne ich meinen Menschen immer wieder und fühle (fast) immer das Gleiche, wenn ich ihn sehe oder wittere. Instinkt. Der Kopf schreit etwas anderes. So rationale Dinge wie "Das hat doch keinen Sinn, diese Erfahrung hast du zu häufig mit diesem Menschen gemacht, um es noch einmal zu probieren. Spar dir die Mühen. Es ist Zeitverschwendung. Dieser Mensch mag dich vielleicht, aber er hat kein Interesse, Zeit mit dir zu verbringen. Etwas zu geben." Und ich zwinge mich, gegen meinen Instinkt zu handeln. Schweige. Obwohl ich mich gerne melden würde, ein Lebenszeichen gebe - auch wenn ich das später bereuen mag. Wenn ich zurück auf dem Boden der Realität bin und am eigenen Leib erfahren habe, dass es tatsächlich keinen Sinn macht. Man muss mich ziemlich oft enttäuschen - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes -, bis ich das Vertrauen verliere...
Aber wenn es mal tatsächlich weg ist, kommt es nie wieder.
Wolf

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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