Freitag, 24. Februar 2006

Heiratsantrag

Heute Nacht träumte ich, Mammutjäger habe mir einen Heiratsantrag ohne Antrag gemacht.
Wir waren in ein Haus gezogen. Allerdings war es nicht mal ansatzweise das, was wir suchen. Es war auch noch nicht fertig, so dass wir in der Waschküche nächtigen mussten. Einer kahlen, kalten, möbellosen Waschküche. Der Boden war uneben und feucht, es es drang kaum Licht hinein.
Eines Morgens, wir waren gerade von unserer unbequemen Pritsche aufgestanden, lief eine riesige, schwarze Ratte an unseren Füßen vorbei. "Oh, hier unten gibts Ratten", sagte Mammutjäger lakonisch, um sie dann am Schwanz zu nehmen und mit Schwung durchs Fenster nach draußen zu befördern. Als wäre diese Ratte das Zeichen gewesen, befahl er mir, mich nieder zu knien. In einer leisen Vorahnung, was dies bedeuten würde und gleichzeitig aufkeimender Enttäuschung, dass dies in einer schlecht geheizten, zugigen Waschküche geschehen würde, in einem Haus, das wir uns normalerweise nicht einmal anschauen würden, ließ ich mich artig auf meine Knie nieder. Dass eigentlich er hinknien müsse, nahm ich mal so hin. Aber siehe da, er tat es nun auch, und so knieten wir uns stumm gegenüber. Immer noch stumm zog er einen Ring aus der Hosentasche, der an Scheußlichkeit und Kitsch kaum zu übertreffen war. Eine eckige, billige Brillianten-Nachahmung hockte klobig auf einem viel zu großen Silberring und war zu allem Überfluss von ein paar blassrosa Federn umgeben, die bedeuten würden, dass ich meinen Verlobungsring vor jedem Hände waschen würde abnehmen müssen.
Mammutjäger sagte immer noch nichts, steckte mir aber den Ring an meinen kleinen (!) Finger. Ich wartete geduldig. Was war los? Warum bat er nicht um meine Hand? Warum nicht diese typischen Floskeln, "willst du meine Frau werden?", "möchtest du mich heiraten?", "Ich will mein Leben mit dir verbringen" bla bla blubb... Doch er schwieg und schwieg, schaute mich aber so stolz an, als habe er eben solche Worte gesagt.

Ein wenig ratlos wachte ich auf und war geradezu vergnügt, keinen Heiratsantrag von jenem Mann bekommen zu haben, an den ich mich nun wohlig herankuschelte.
So nicht, meine Herren!

Mittwoch, 22. Februar 2006

Of Mice and Men

Was mir aufgefallen ist: Egal, wie traurig, sauer, wütend, verzweifelt, ängstlich oder gestresst ich bin - für meine Tierchen habe ich immer ein freundliches Wort übrig. Sie bekommen meine Stimmung nie ab. Wohl bekommen sie sie zu spüren, weil Tiere wahre Stimmungssensoren sind, aber sie müssen nicht darunter leiden.

Schade, dass ich so nicht auch mit Menschen umgehen kann.

Das Ende der Leidenschaft II

Unsere Gruß-Inserat-Liebesgeschichten gewinnen zusehends an Dramatik. In den vergangenen zwei Tagen erquickten mich morgens diese Worte:

"Nur für dich, mein Herzelieb! Ruf Du mich doch bitte an, weil ich deine Nummer nicht habe.
Wie oft habe ich dich schon darum gebeten.
In Liebe deine...."
Womöglich WILL Herzelieb einfach nicht anrufen? Oder Herzelieb ist sich nicht sicher, ob er tatsächlich dieser Herzelieb ist? Und nicht jemand anderes? Gibt es Herzelieb überhaupt?

"Guten Morgen! Nur für dich! Hallo Klaus!
Falls du immer noch nicht verstanden hast, wie ernst verschiedene Gefühle sind, meine Absicht zu dir ist von Anfang an die gleiche geblieben. Es müsste normal von dir verstanden worden sein. Es gibt verschiedene Gefühle, die man mit dem Ernst des Lebens nicht vergleichen kann. Angsthasen sollten in Zukunft nicht mehr weglaufen, sondern zum Ziel kommen. Bitte um Treffpunkt!"
Aha. Diese Dame sollte vor dem ersehnten Treff allerdings dringend einen Kommunikationskurs an der Volkshochschule in Anspruch nehmen. Allein der Satz "Es müsste normal von dir verstanden worden sein" wird als eines der ewigen Rätsel in die Geschichte der großen Liebesdramen unseres Erdenkreises eingehen.

Dieser Mann macht erst viel richtig und dann reißt er alles mit dem Hintern wieder ein:
"Liebe Angelika! Ich habe dich schon oft an deinem Geburtstag durch die Zeitung gegrüßt und gratuliert, aber heute will ich dich fragen: Willst du mich heiraten? In Liebe - dein Dietmar.
u.A.w.g. bis 1.3.2006."
Für Freunde der vollständigen Wörter: Letzteres heißt übersetzt: Um Antwort wird gebeten bis 1. 3. 2006. Entweder findet Dietmar es extrem romantisch, Forderungen hinter Abkürzungen zu verstecken und in der Liebe Geschäftsformulierungen zu verwenden, oder ihm ist das Geld knapp geworden gegen Ende der Anzeige. Beides ist nicht gerade ein solider Grundstein für eine Ehe.

Neues gibt es heute auch in der Rubrik "Es ist was es ist":
"Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Liebe weckt in uns eine Kraft, die uns unser eigenes Geheimnis entdecken lässt. Sie kann unser leeres Herz verwandeln zu einem Ort von Licht und Herrlichkeit.
Können wir diesen Zauber weiter wirken lassen?! Ich wünsche es mir! Es tut mir gut und gibt mir eine spürbare Energie. Liebe Grüße ...."
Du wirst es ohnehin tun. Und auch wir zigtausend Leser, die alle an deinem eigenen Geheimnis teilhaben, wünschen es uns.

Unsere Liebende aus Verliebt in Berlin wollte sich offenbar mit Kurzmitteilungen nicht zufrieden geben und hat - selbst ist die Frau - zum Hörer gegriffen:

"Guten Morgen, ich weiß jetzt, dass es ein Fehler war anzurufen, aber wenn alles davon abhängt, kann es keine Liebe sein. Liebe IST. Liebe Grüße...

Dienstag, 21. Februar 2006

Aha....

Hab eben grad den Farbtest von "Schöner Wohnen" gemacht.
Welcher Farb-Typ bin ich?


Sie haben viel Kraft und Energie, auch wenn Ihnen das manchmal vielleicht nicht so vorkommt. Ihre Aktivität und Lebendigkeit spiegelt sich in Ihrer Vorliebe für warme Farben wieder.
Ihre Favoriten sind farbpsychologisch gesehen anregend wirkende Gelb-, Orange- und Rot- sowie freundliche Braun- oder Beigetöne. Mit diesen warmen Farben fühlen Sie sich nicht nur gut "geerdet", sondern können auch Ihr Energie-Level immer wieder auftanken.
Das Ihnen das im Alltag gut gelingt, zeigt Ihre aktuelle Einrichtung: Sie haben sich intuitiv mit den zu Ihrem Typ passenden warmen Farben umgeben.
Zur Zeit scheint Ihr Faible für anregende Farben allerdings manchmal ins Gegenteil umzuschlagen - Sie sind gereizt. Unser farbpsychologischer Tipp: Sorgen Sie dafür, dass es in Ihrer Wohnung auch kühle, entspannende Farben gibt.


Tja - leider gibt es diese schönen warmen erdenden Farben nur im Wohnzimmer & Küche. Im Schlafzimmer fröstel ich momentan eher. Viiiieeeel zu kühl.
Was mir aber Sorgen macht: Wie aggressiv und gereizt werde ich wohl nach der Umdekorierung des Schlafzimmers sein...? ;-)

Was für eine Nacht...

Schon seit mehreren Nächten wanderte ich gegen drei Uhr morgens vom Männerschlafzimmer ins Gästezimmer aus, weil Mammutjäger schnarchte und der Hund immer wieder seine nervösen Minuten hatte. Aber ich mag es nicht, nachts umzuziehen, weil mich Licht und Bewegung ungeheuer wach machen und Katerchen es prächtig zu nutzen weiß, wenn ich ihm gegenüber auf dem Bett liege (was ist der Kratzbaum doch für ein wunderbarer Sprungturm, um punktgenau auf dem Bauch von Frauchen zu landen...).
Heute Nacht schlief Mammutjäger still und leise, und auch der Hund war ruhig. Nur ich hörte jeden einzelnen Herzschlag, jeden Gedanken, jeden Atemzug. Registrierte zu deutlich, dass ich wieder nicht werde einschlafen können. Machte mich verrückt. Ärgerte mich darüber, dass ich mich verrückt machte. War irgendwann nicht nur hellwach, sondern auch stinkesauer.
Weil ich mich nur hin- und herwälzte und damit Mammutjäger in Mitleidenschaft zog, verlegte ich gegen vier Uhr erneut mein Lager ins Arbeitszimmer. Es half diesmal nicht. Auch hier: Wach oder unruhiger Halbschlaf. Ätzend.

Irgendwann in der Dämmerung packte mich dann doch ein kurzer Tiefschlaf, der offenbar alle Traumphasen einer normalen Nacht gebündelt hatte.
Hier nur ein Ausschnitt aus dem einen (!) Traum, der sich über Stunden hinzuziehen schien:

Meine Mutter wollte, dass ich noch einmal die Grundschule besuche. Das wäre gut für mich, sagte sie. Die komplette Schullaufbahn noch einmal. Und diesmal mit besseren Noten, ohne Schulangst, ohne "Spirenzchen". Ich hatte also meinen ersten Schultag und sofort Angst, keine Freundin zu finden, die sich neben mich setzen würde. Alleine zu sein und Außenseiter. Während meine Mutter mich zur Schule fuhr und ich mit Schultüte auf der Rückbank saß - ich musste mich ja benehmen wie eine Erstklässlerin -, smste ich meiner Freundin M., sie solle doch bitte mit mir zusammen in die Grundschule gehen und sich neben mich setzen.

Wir kamen natürlich zu spät an und ich nutzte diese Gelegenheit, mich bei meiner Mutter abzuseilen. In den folgenden Traumstunden verwandelte sich das Schulgebäude mehrfach: Von meiner Grundschule ins Gymnasium bis hin zu einer riesigen Jugendherberge und, als letzte Schlussteigerung, in ein gigantisches Kreuzfahrtschiff. Die meiste Zeit irrte ich in diesem Gebäude/Schiff herum, suchte Toiletten (die alle keine Türen hatten...), mein Zimmer (erfolglos) und meinen Klassensaal (ebenfalls erfolglos). Den Klassensaal suchte ich nur anfangs, denn irgendwann beschloss ich, den Plan meiner Mutter nicht zu verfolgen. Ich kam aber auch nicht mehr aus dem Gebäude raus. Es war zu groß, zu verwirrend.
Eine sehr eindrucksvolle Sequenz meines Traums spielte sich in einer in Orange gehaltenen, edlen Suite ab. Ich hatte zu dünne Kleidung an und wollte mir ein warmes Sofa suchen. Das fand ich dort. Leider auch Lars van der Lohe aus "Verliebt in Berlin". Der legte mir bündelweise Geldscheine auf den Glastisch und sagte mir sehr charmant, dass ich diese Scheine bekommen würde, wenn ich ihm eine Nacht mit mir schenke. Das lehnte ich natürlich mit starrem Blick auf das viele Geld ab, nicht aber seine stetigen Annäherungsversuche - vor allem aber deshalb, weil mir kalt war und weil ich mich so hilflos und alleine fühlte. Dieser Mann war groß, roch gut und war kuschelig. Ich fühlte mich geborgen. In Wirklichkeit finde ich diesen Typen ätzend. Im Traum war er eine der angenehmsten Persönlichkeiten, denen ich begegnete.
Später rannte ich nämlich wieder durch die Gänge und traf lauter Menschen aus meiner Vergangenheit wieder. Menschen, mit denen ich noch Rechnungen offen hatte. Mit denen ich noch etwas besprechen wollte. Die ich zu lange nicht mehr gesehen hatte. Eine Kollegin - ein echtes Karriereweib - wollte mich zum Koksen verführen. Auch das lehnte ich dankend ab.
Mein ehemaliger bester Freund betreute in einer Ecke geistig Kranke. Leider schoss jemand einen Fußball in diese Ecke und der eine Psychiatrie-Fall rastete daraufhin völlig aus und kam mit schlagenden, erhobenen Armen auf mich zu gestürmt. Er schrie und schrie und schrie, und irgendwann schrie auch ich, während ich versuchte zu fliehen, und dachte, dass eine Nacht mit Lars van der Lohe doch besser gewesen wäre, als hier vor diesem Irren zu flüchten, der mich umbringen will.


Wie gesagt, das sind nur Ausschnitte meines "ersten Schultages". Am Ende habe ich Lars van der Lohe noch einmal gesucht, ihn aber nicht mehr gefunden. Durch ein unglaublich riesiges Treppenhaus blickte ich nach unten, in eine schwindel erregende, aber sehr anziehende Tiefe. Mir war irgendwie klar, dass ich aufwache, wenn ich da runterspringe. Leider bin ich ein wahres Traumtalent und kann meine Träume, meistens gegen Ende, auch steuern. Daher bitte nicht als Suizidwunsch interpretieren.
Bin allerdings schon aufgewacht, als auf einmal der Irre wieder aus einem engen Korridor auf mich zustürmte und ich schreien wollte - aber nicht konnte.

Kurz und gut: Ich bin erschöpft. Ich fühle mich, als hätte ich all das wirklich erlebt. Viele Sequenzen des Traumes kann ich mir erklären, andere liegen im Dunkel.
Macht nix. Will auf diese Traum-Begabung nicht verzichten, auch wenn die Träume momentan sehr anstrengend und beängstigend sind. Katastrophen-Träume. Und hoffentlich nicht luzid.

Montag, 20. Februar 2006

Der Teufel sitzt im Detail

Da ich gestern Abend während eines sehr tiefsinnigen Dialogs mit unserem Hund feststellte, dass er nichts mehr sieht - nicht nur wegen seines biblischen Alters, sondern auch, weil ihm das Fell weit über die Augen gewachsen ist in diesem langen Winter - , opferte ich kurzerhand eines meiner Zopfgummis und band ihm die Wolle aus dem Gesicht. Wir waren entzückt. Was sah der Hund auf einmal so niedlich aus! Fast wie ein Weibchen! Und immerhin haben die echten Zucht-Shih-Tzus ja auch immer Klämmerchen in ihrer Haarpracht. Eigentlich scheren wir Moggi regelmäßig, weil er als ein aus dem Tibet stammendes Tierchen Wärme und Hitze gar nicht mag; aber momentan ist es noch zu kalt dafür. Das kleine Zöpfchen schien ein prima Kompromiss zu sein. Uns gefiel es, ihm gefiel es auch (vor allem die Aufmerksamkeit, die er dadurch bekam...).
Wir hatten die Rechnung aber ohne dieses schwarze Monster gemacht, das plötzlich in verdrehtem Seitwärtsschritt und beeindruckend aufgeplustertem Flaschenbürstenschwanz, die Haare auf dem Rücken zu einer spitzen Pyramide geformt, ins Wohnzimmer geschlichen kam. Rambo machte sich schlichtweg in die Hosen angesichts dieser gar grässlichen Veränderung auf Moggis Kopf. Ich glaube aber, es hat ihn am meisten irritiert, dass Moggi auf einmal so roch wie die Haare vom Frauchen.
Wir gaben ihm ein wenig Zeit, sich zu beruhigen, aber er blieb in Plusterstellung. Unglaublich, wie Katzen innerhalb weniger Sekunden wachsen können. Er war der sprichwörtliche Höllenkater, in Anbetracht dessen man sich fragte, wieso Goethe den Mephisto aus einem Pudel erschienen ließ. Und nicht aus einer schwarzen Katze.
Seit heute Morgen ist die Welt wieder in Ordnung. Mammutjäger hat seinem Tierchen die Augenbrauen gestutzt und Rambo ist wieder schlank. Für die Erinnerung gibts dieses Foto:
Zoepfchen

Samstag, 18. Februar 2006

Sessel-Kater

Ob er ahnt, wie dekorativ er auf der Sessellehne aussieht? Wie gut das Gelb seinen Augen steht? Seit 1,5 Tagen ist dies sein neuer Begrüßungsplatz. Lautlos und mit einem Satz springt er auf die Lehne und postiert sich.
Der Blick sagt alles. Hier regiert nur einer übers Wohnzimmerland. Nicht nur übers Wohnzimmerland - auch Küche, Flur und Arbeitszimmer. Die Schlafzimmerherrschaft muss er sich allerdings mit uns teilen. Nachts wir, tagsüber er.
Sesselkatze

Das Samstagsgefühl

Der Samstag ist so etwas wie mein heiliger Tag. Aus dem einfachen Grund: Sonntags erscheinen keine Tageszeitungen. Ergo herrscht in den Redaktionen samstags gähnende Leere. Niemand kommt auf die Idee, mich anzurufen und mir Aufträge zu geben. Das Telefon schweigt. Das Handy schweigt. Outlook sammelt nur private Nachrichten.
Das ist für mich Luxus. Ganz egal, ob ich wie heute zwei Termine habe (eine Ausstellung, eine Schloss-Restaurierung) und gleich anschließend schreiben muss. Es ist wie das Gefühl, dass ich früher manchmal hatte, wenn ich erkältet war und meine Mutter beschloss, mich lieber zu Hause zu lassen - was selten genug war. Mein Papa war da noch gnadenloser. Selbst meinen Hexenschuss, bei dem ich zehn Minuten brauchte, um aus dem Bett zu kriechen und den ganzen Tag schief durch die Schule lief, interpretierte er als Arbeitsscheu. Aber manchmal gab es diese Momente. Ich durfte mich wieder einkuscheln, während alle anderen in die Schule mussten.
Ähnlich schön: Wenn ich sonntags hochschreckte, weil ich dachte, verschlafen zu haben und schon den Schuldruck im Nacken spürte, und erst nach einigen düsteren Sekunden registrierte, dass ja Sonntag ist. Ausschlafen. Liegen bleiben. In der Wärme. Geborgen. Am besten war dieses Gefühl, wenn es draußen in Strömen schüttete. Wie heute morgen.
Früher, zu Schulzeiten, habe ich dann exzessiv ausgeschlafen. Manchmal bis zum Mittagessen. Kann ich heute nicht mehr, will ich auch nicht. Mammutjäger und ich standen auch heute zeitig auf, weil wir beide arbeiten müssen. Trotzdem gönnte ich mir, nach dem Frühstück noch ein bisschen sitzen zu bleiben. Den Immobilienanteil zu studieren, bis zur letzten Anzeige in der leisen Hoffnung, doch auf unser Traumhaus zu stoßen (renovierter Bauernhof mit Nebengebäuden und Werkstatt in der Nähe von Koblenz) (genug Platz) (positives Qi) (Fernblick) (uneinsehbarer Innenhof); genüsslich den Kaffee zu schlürfen; diese Ruhe zu genießen.

Der nahende Frühling scheint übrigens mein Hirn matschig zu machen. Seit einigen Tagen drängt sich in mir wieder einmal der Wunsch auf, zu basteln. Irgendwas Österliches. Mit Gelb und Grün, frisch und fröhlich. Ich will Farbe! Ich will Blumen. Ich denke an Serviettentechnik. Ich hatte schon einmal eine Serviettentechnikphase. Ich finde schon das Wort Serviettentechnik so schrecklich spießig. Aber es macht Laune. Versuche mich dennoch zu beherrschen.

P.S. TV-Tipp: Olympia, irgendne Skiabfahrt. Es schneit ohne Ende, die Fahrer sehen die Spur kaum, die Co-Kommentatorin läuft über vor Bedauern und Mitleid. Sehr lustig.

Freitag, 17. Februar 2006

Qi Gong und Haustiere

Eine meiner für mich beklemmensten Eigenschaften ist meine Unverdrossenheit, was Neuanfänge betrifft. Dabei bin ich der Meinung, dass Neuanfänge eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Der Neuanfang ist die Geburt; alles andere höchstens eine Streckenvariante. Dennoch versuche ich immer wieder, meinem Leben neue Komponenten hinzuzufügen. Etwa, indem ich zum siebzehnten Mal beschließe, mit dem Joggen zu beginnen. Oder zum dreinundzwanzigsten Mal die Entscheidung treffe, künftig früher schlafen zu gehen. Oder endlich in Zukunft weniger sensibel zu sein. Nachahmern sei gleich der Wind aus den Segeln genommen: Es funktioniert nicht!
Das einzige, was ich spielerisch durchhalte, ist die Arbeit mit Pferden und das Reiten. Jahrelang durfte ich nur davon träumen, dann traute ich mich nicht mehr, bis ich in einer Krise wusste: Jetzt oder nie. Mit über 30 fing ich noch einmal damit an und muss mich niemals dazu zwingen oder überreden. Es ist eine echte Leidenschaft. Aber da ich weder einen Goldesel zu Hause noch ein eigenes Pferd, geschweige denn die Zeit dazu habe, ist das momentan nur ein Mal die Woche drin. Soll aber wieder mehr werden.
Und einmal die Woche etwas für die Gesundheit tun - das ist zu wenig. Ganz besonders angesichts meiner Zipperlein. Ich schäme mich fast, es zu schreiben, aber heute habe ich mit Qi Gong angefangen. Natürlich wieder einmal autodidaktisch. Ich hab einen Hang zum Fernöstlichen. War eine Zeit lang im Karateverein - ein wunderschöner Sport und nur zu empfehlen! -, hab immer wieder Yoga gemacht. Probiert. Ausgetestet. Aber ohne Regelmäßigkeit. Und Yoga funktioniert ohne Regelmäßigkeit nicht.
Nach dem Motto "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" wollte ich es heute wieder einmal wissen und Qi Gong mit meiner Yoga-VHS kombinieren. Power Yoga mit Ursula Karven. Zweifellos eine gelungene Kassette. Aber um die Übungen so schön die diese verwirrend vitalen Menschen im Filmchen zu machen, fehlt mir hier die Mojave-Wüste. Auch diese Astralkörper von Männern, die das Kamasutra wahrscheinlich rauf und runter beten können und sich anmutig um die Karven gruppieren, würden vermutlich entscheidend zu meiner Motivation beitragen.
Aber immerhin habe ich den Blick aufs Wasser und einen warmen Fußboden. Aus den Erfahrungen mit Yoga und meiner alten Wohnung weiß ich: Auf einem kalten Fußboden kann man jegliche Tiefenspannung getrost vergessen. Klappt nicht.
Nun aber eigentlich beste Voraussetzungen: Mammutjäger aushäusig, kein Termindruck, warme Füße und auch die Tierchen schliefen tief und fest. Rambo hoch oben auf seinem Kratzbaum, das Hündchen auf seinem Kissen im Schlafzimmer.
Ich zog mir also meine Yogaklamotten über und verzog mich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Gerade dachte ich bei der Qi-Gong-Übung "Ball" "Oh, das ist ja gar nicht so übel...", da drang das verräterische Geräusch von Krallenhorn auf Parkett in mein Ohr. Einmal behende samtig, und einmal schleifend senil. Rambo und Mogwai. Wumms, schob Moggi mit seinem Dickschädel die Tür auf und starrte mich verwundert an. Was macht Frauchen da nur? Warum guckt sie so ernst nach draußen? (Ich suche das Qi!) Geht sie jetzt Gassi mit mir? Warum hat sie dann keine Schuhe an? Passiert jetzt etwas? Gibt es Futter? Leckerli? (Nein!!)
Rambo hingegen begann mich zuerst penetrant zu bezirzen und strich um meine Beine. Oh, macht Frauchen jetzt wieder diese lustigen Übungen? (Anmerkung der Redaktion: Ich besitze auch ein Aerobic-Video...) Action? Als ich ihn stur ignorierte, sah er das als Anlass, das "Hui, ich werde von einem riesigen Tier gejagt"-Spiel zu starten und mit irrem Blick kreuz und quer durchs Wohnzimmer zu hetzen. Der Hund ließ sich vorwurfsvoll schnaufend neben dem Fernseher nieder, um mich weiterhin unverwandt anzustarren und sich alle paar Minuten lautstark freizuhusten. Kein angenehmes Gefühl. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass ich das Qi nicht gefunden habe.
Ich blieb dennoch stur und legte das Yoga-Video ein. So schnell wollte ich nicht aufgeben. Als ich mich mit zitternden Muskeln in der Kriegerstellung befand und in die nicht existente mojavische Wüstensonne blickte, setzte Rambo sich schnurrend auf meinen linken Fuß und rieb das Köpfchen an meiner Wade. Ich gab auf. Nicht, ohne zum Abschluss noch eine kleine Tiefenentspannungsphase einzuläuten.
Plötzlich herrschte verräterische Stille. Ich machte die Augen auf und konnte nicht glauben, was ich da sah. Rambo lag beneidenswert entspannt auf der Seite, alle Viere von sich gestreckt, und döste. Moggi war neben dem Fernseher in einen komatösen Schlaf gefallen. Na prima. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Völlige Ruhe und Gelassenheit. Aber eben bei mir und nicht bei den Tierchen...

Morgen ein zweiter Versuch...?

Opi auf Medaillenkurs

Soeben forderte Hundeopa Mogwai - stolze 16! - lautstark einen Gassigang ein. Dem müssen wir umgehend nachkommen. Er ist immer noch bewundernswert stubenrein, aber die Blase wird schwächer und die Verdauung sensibler. Ich verließ also sofort den Schreibtisch, warf die kuschelig warme, nach Stall riechende Fleecejacke über und schminkte mir nachlässig die Lippen, während Moggi fordernd bellend und ständig auf dem glatten Parkett ausrutschend um mich herum schlidderte.
Draußen übernahm er forsch die Führung und steuerte in federndem Schritt auf den steigenden Rhein zu. Tannenzapfenförmiges Häufchen direkt nebem den dösenden Enten am schwappenden Flusswasser, ein zweites wurde an den Baum geklebt. Oh, ich fühle mich jedes Mal wie ein Verbrecher, wenn der Hund sein Geschäft verrichtet. Aber ich werde auch den Teufel tun und mit einer Tüte über der Hand diese so ökologisch und rücksichtsvoll abgelegten Häufchen nach Hause tragen. Das ist auch nicht gerade schön. Zum Beispiel, wenn ich unterwegs einen Kollegen oder Bekannten treffe und die ganze Zeit eine beschmatterte, stinkende Kacka-Tüte in der Hand halte. Bah.
Moggi jedenfalls kackt rücksichtsvoll und an Stellen, die der durchschnittliche Fußgänger nicht beschreitet. Heute muss es eine wahre Wohltat für ihn gewesen sein. Nach vollbrachter Tat wurden sämtliche Energien seines mageren. gebeutelten Körpers gebündelt und dieses kleine, alte Tier rannte mir tatsächlich davon. Im Joggingschritt hetzte ich hinterher, die Leine lang und im Zickzack zwischen den verwundert blickenden Passanten hindurch manövrierend. Denn Moggi sieht nicht mehr viel und liebt es, da hinzurennen, wo es interessant riecht, und hat dabei mit seiner Leine schon so manche Oma umwickelt und beinahe zum Stolpern gebracht. (Seitdem weiß ich, wie böse Omas gucken können...)
Er rennt also durch bis zur Wohnung. Keuchend stehe ich im Aufzug, als mein Nachbar dazusteigt, beladen mit Tüten und frischen Blumen. Auch er ein Opi - weit über 80. "Der alte Hund ist mir davon gerannt", bringe ich mühsam hervor. Moggi steht mit der Nase dicht an der Aufzugstür und ignoriert unseren Nachbarn - wie immer. "Wirklich, das hast du?", fragt der Nachbar ihn liebevoll. Moggi reagiert nicht. "Er hört nix mehr", sage ich entschuldigend. Allmählich bekomme ich wieder Luft. Es ist mir wie immer ein wenig peinlich, vor unserem ebenfalls alten Nachbarn über Moggis Altersgebrechen zu reden. Dann aber verlasse ich kurz die Perspektive und schaue mir die Situation von oben an.
Ein rüstiger 85jähriger mit Rosen für seine hübsche Frau unterm Arm und drei Tüten in der Hand; ein quietschvergnügter 16-jähriger Hund mit Medaillenkurs auf der Kurzstrecke und eine völlig ausgepumpte 32-Jährige mit verstopften Nebenhöhlen und krummer Wirbelsäule.
Wer, bitte, ist hier alt???

Weils so schön war...

... und weil so schön kommentarisch nachgelegt wurde, noch ein Blick auf jene Beziehungen, die ohne Tageszeitung anscheinend nicht funktionieren können und mir immer wieder Rätsel aufgeben (es gibt tatsächlich "Paare", die hauptsächlich über Grußanzeigen kommunizieren, obwohl sie voneinander die Handynummern haben - ein teurer Spaß...).

Mit "Es ist, was es ist" fangen bereits seit mehreren Jahren immer die dubiosen Grußanzeigen jener beiden Menschen an, die es einfach nicht schaffen, sich auszusprechen, geschweige denn anzunähern:

"Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist was es ist, sagt die Liebe. Sollte der 25.1. ein Irrtum sein? Du weißt, ich will dich durch "so etwas" nicht verlieren. Du fehlst mir!!! Egal was es wird, einmal möchte ich dir etwas schenken. Liebe Grüße... Ziehe mich auf Wunsch zurück."

Eine solche Anzeige lässt den geneigten Leser in tiefer Ratlosigkeit zurück. Der 25. 1. ein Irrtum? Aber warum denn? Was ist da passiert? Habt ihr euch endlich getroffen? Oder dann wieder doch nicht? Was ist "so etwas"? War einer von euch betrunken? Oder hat fremd geflirtet? Oder gar jemand anderem am 25.1. eine Grußanzeige geschrieben? Und was um Himmels willen willst du ihr/ihm schenken? Sätze wie "Ziehe mich auf Wunsch zurück" sind ganz heikel. Im Grunde ist das Kind da doch schon in den Brunnen gefallen.

Verliebt in Berlin ist jener Schreiber (und vermutlich auch im Alter des Zielpublikums):
"Nur für dich! Du guckst mich an und ich geh mit und da ist ewig dieser Augenblick, da scheint die Sonne, da lacht das Leben, da geht mein Herz auf, ich wills dir geben. Viele liebe Grüße (Schick mir eine sms, wenn du wieder ins Kino gehst)"

Hm. Eine Kino-Beziehung? Wäre es nicht einfacher, sich einfach übers Handy fürs Kino zu verabreden...? Oder will der andere am Ende gar nicht, dass der Schreiber ins Kino kommt? Warum dann eine so teure Anzeige? Überhaupt: Wer von den abertausend Lesern ist gemeint?
Noch fordernder und so gar nicht närrisch dieser Kandidat:

"Aschermittwoch 2006. 3 Dinge auf einen Schlag. Endgültiger Abschied - entgültiger Neubeginn. Die Entscheidung triffst alleine DU. Ab diesem Tag werde ich endlich 1 neuen Weg gehen. Die Richtung ist klar entschieden. Erwarte deinen Anruf am 18.2., 20.2. oder 22.2."
Hä? Na, da greift man doch richtig gerne zum Hörer...

Donnerstag, 16. Februar 2006

Das Ende der Leidenschaft oder: Kosenamen

Angesichts der Valentinstags-Grußanzeigen in der Zeitung von Dienstag wundert es mich nicht mehr, dass in Deutschland jede dritte Ehe geschieden wird (oder jede zweite...? nach diesen Grüßen wäre dies gut möglich).
Hier nur ein kleiner Auszug:

"Hallo Nasenbär! Ich liebe dich sehr! Deine Haferflocke!" (Hier haben wir es offensichtlich mit einer ökologischen Liebe zu tun - wie mag Haferflocke wohl aussehen? Drei-Riemen-Birkenstocks, Mittelscheitel, Kassengestell, für Schminke weder Sinn noch Zeit?)

oder:

"Hallo Nuch-Nuch-Mausi! Du bist die Sonne in meinem Leben! I.L.D. Werner"Nuch-Nuch-Mausi?? Wat? Wie ist denn das entstanden? Wie auch immer: Es klingt nicht schön! Nicht elegant! Nicht geschmeidig! Nuch-Nuch klingt nach schwerem Kattarh.
Oder wird es englisch ausgesprochen? Natsch-Natsch-Mausi? Noch schlimmer!

Sehr schön auch diese Variante (eine Rüge aber an die Anzeigenerfassung: Bitte korrigiert doch die Rechtschreibefehler! Das hier tut weh!):
"Hallo Yvonne, mein Schatz!Alles Liebe zum Valentinstag, du bist das einzigste (autsch!) was für mich in meinem Leben zählt und das wird auch immer so bleiben. Ich liebe dich! Dein Pupsi."Wir können alle erahnen, warum dieser Mann Pupsi genannt wird. Daher kein weiterer Kommentar.

Philosophisch kam sich wohl dieser Mensch vor:
"Hallo Schatz! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Dein Seelenfutter." Guten Appetit!

Nicht mehr hören kann ich das Wort "Zaubermaus".
Ganz brutal kommt es aber so:

"437 Tage Du & Ich. You are mein VALENTIN-Traumtanzbär!... unser 2tes Valentin gemeinsam. Es sollen noch viele folgen. Ich liebe dich soooooo sehr. Ganzzzzz dicken Kuss Deine Zaubermaus."Tanzbär poppt Maus? Aua.

Mein absoluter Favorit hat nix mit Valentin zu tun, ist aber so herrlich zwischen den Zeilen zu lesen:

"Sebastian.
Anfangs war der kleine Blonde lieb und auch recht gut geraten,
entwickelte sich aber schnell zum Satansbraten.
Doch als er älter wurde hat er sich schließlich umgetan,
ist heute, meistens jedenfalls, ein richtig netter junger Mann.
Es gratulieren zum Geburtstag und Führerschein
Erich, Renate und Oma Herta."

Montag, 13. Februar 2006

Zu jung

Ich will ja nicht jammern (((und tue es dennoch))).
Aber ich finde, für chronische Schmerzen bin ich noch zu jung. Ich versuche sie ja zu ignorieren und zu akzeptieren. )Widerspricht sich, ich weiß.) Aber es nützt nix. Irgendwann ist man sie leid.
Und wenn ich dann doch mal darüber nachdenke, dann ist es echt zum Bekloppt werden. Weil ein Schmerz den anderen auslöst und ich nicht weiß, wo ich eingreifen soll. Es ist eine Sisyphos-Arbeit. Ich schaffe das ja in diesem Leben nicht mehr. Im Grunde bräuchte ich jeden Tag Krankengymnastik, aber eigentlich erst einmal jeden Tag Massagen, um mich überhaupt physiotherapiefähig zu bekommen. Werde nie die entsetzte Reaktion einer Phsyiotherapeutin vergessen, als sie das erste Mal meinen Rücken berührte. "Oh Gott, die Haut hat ja schon eine Abwehrspannung!" Und drunter? Ein Muskelknötchen neben dem anderen, überall Knirschen und Knacken und seltsame Geräusche. Sie hat sich ja fast geekelt. Die Schmerzen wechseln sich links und rechts ab, mal dumpf, mal stechend, mal ziehend, aber nie weg. Kopfschmerzen zirka drei bis vier Mal die Woche, und zwar heftigst. Medikamente habe ich mir abgewöhnt, bringt irgendwann nix mehr. Die Schmerzen sind trotzdem ein ständiger Gast. Ich müsste über die Krankengymnastik hinaus jeden Tag an Geräten hängen, um die einzelnen Muskelgruppen aufzubauen. Wenn meine Beine nicht tapfer meine Rückendefizite ausgleichen würden, dann würde ich wahrscheinlich jetzt schon wie so ein gewundener Wurm am Stock gehen.
Ich hab weder die Zeit noch das Geld, das jemals wieder richtig in den Griff zu bekommen. Und es wird immer schlimmer.
Keine Ahnung, was ich tun soll. Die Schmerzen laugen mich einfach aus.

So, das war nun mal die Wahrheit neben all dem Geplänkel. Ich mag sie nicht, weil ich leistungsfähig sein will und weil ich eigentlich auch sportlich bin und war. Keine Ahnung, was da passiert ist. Zu schnell gewachsen, dann diese Frankensteinnarbe aufm Bauch, Fehlhaltung, Stress, weißderGeierwas.
Ich frag mich wirklich manchmal, wohin das führen soll.
War schon bei so vielen Ärzten, sogar bei einem Narbenspezialisten, bei Orthopäden - auch sie sagen alle das, was ich auch denke: Ich bräuchte tägliche Behandlung. Ich müsste einen anderen Job haben. Andere Lebensbedingungen.

Wenn ich das alles nicht tue, wird es nur schlimmer. Ich will das nicht sehen, aber es ist so.

Der Bote starb!

Zur Zeit hab sogar ich den Fernseher laufen, wenn die Winterspiele übertragen werden. Mich interessieren weniger die Ergebnisse. Sondern eher die kleinen menschlichen Dramen und Katastrophen, die der Sport ja gerne zum Vorschein bringt. Bin also diesbezüglich eine echte Voyeuristin.
Was mir schon bei der Tour de France aufgefallen ist: Diese Sportler sind keine Helden, sondern Weicheier. Der eine hat Magenbeschwerden, der andere Durchfall, der dritte einen Kapselriss im Knie, der vierte eine Schulterzerrung, der fünfte Schnupfen, der sechste einen grippalen Effekt - das sind keine Mannschaften, das ist ein Lazarett.
Und da soll mir einer sagen, Sport sei gesund.
Sportliche Großereignisse zeigen immer wieder, dass Leistungssportler wie rohe Eier sind. Extrem empfindlich. Das ist nicht gerade cool und heldenhaft. Manche vermeiden sogar jeglichen Körperkontakt, um sich nicht anzustecken. Leistungssport schwächt, das ist inzwischen wissenschaftlich erweisen, dauerhaft das Immunsystem.
Es ist eben ALLES eine Frage des richtigen Maßes.

Aber diesbezüglich sind Menschen wirklich ein bisschen blöde. Das zeigt schon das Beispiel Marathon.
Mangels Pferd muss der arme griechische Bote die ganze scheißlange Strecke zu Fuß rennen, kommt an und stirbt.
Und die Menschen haben nix Besseres zu tun, als das in Massen nachzumachen.
Ist niemand aufgefallen, dass der arme Mensch gestorben ist an seinen atemlosen 42 Kilometern? Nein, hat wohl niemand bemerkt, die Marathon-Hobbyläufer kotzen sich immer noch begeistert ins Ziel und können anschließend drei Tage keinen Schritt mehr gehen, ohne vor Schmerzen aufzujaulen. Und meinen, sie hätten ihre Grenzen überschritten und sich etwas bewiesen. Sie haben sich höchstens bewiesen, dass unsere degenerierten Füße nicht für 42 Kilometer Asphalt geschaffen sind und der Magen es gar nicht mag, wenn er drei bis vier Stunden lang nicht durchblutet wird.
Ja, wo laufen sie denn hin?
Stehen bleiben und innehalten ist weitaus schwieriger. Aber bringt meistens mehr Erkenntnis.

P.S. Bevor passionierte Hobbyläufer sich wutschnaubend auf mich stürzen: Ich laufe auch liebend gerne und werde es im Frühjahr wieder anfangen. Aber eben keine 42 Kilometer. Das ist einfach keine nette Strecke für einen menschlichen Körper.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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