Donnerstag, 2. Februar 2006

Klum(p)-Hirn

BILD macht sich neuerdings zum Sprachrohr der Magersüchtigen und Essgestörten und hat einen Sündenbock gefunden, von dessen Schlagzeilen sie jahrelang Quote machte: Heidi Klum. Ihre neue Show auf Pro Sieben verführe Mädchen zum Hungern, wirft BILD ihr vor.
Nein, liebe Bild, soooo einfach ist das nicht. Es ist nicht alleine Heidi Klum, es ist der gesamte Schönheits-Schlank-Wahn, und diese Show ist lediglich eine natürliche Folge davon.
Besonders herzerfrischend finde ich es, wie nun einige Politiker die Absetzung fordern, weil das Format die inneren Werte eines Menschen außer acht lasse. Ja, hallo!? Das ist eine MODEL-Show. Und wie der Name es schon sagt, geht es da nicht um innere Werte. Manche Kandidatinnen sind dumm wie Brot (sorry, aber es ist so) und mit zarten 16 fertig wie 30. Sie wollen nicht wegen inneren Werten ins Fernsehen. Sondern wegen äußeren. Gewicht, Busen, Beine, Po und das korrekte Ziehen des Mundes vor der Kamera, wie Klum gestern eindrucksvoll demonstrierte (ich wusste doch, mir fehlte noch etwas zu meiner Allgemeinbildung: das korrekte Schürzen der Lippen bei 8 Grad im New Yorker Winter, wenn ich Victoria's Secret-Unterwäsche trage).
Ich finde die Show amüsant, nicht mehr und nicht weniger. Amüsant vor allem dessen, weil die Macher krampfhaft versuchen, jede Folge etwas Neues zu erfinden, was Topmodels angeblich "abkönnen" müssen (außer die Lippen richtig zu schürzen). Was für ein Bullshit. Niemals wird ein echtes Topmodel bei 8 Grad nur mit einer Fleecedecke im Wind ausharren müssen, bis es endlich geknipst wird. Wenn ein echtes Topmodel solche Aufnahmen macht, dann steht ein mollig warmer Wohnwagen bereit, denn wer will schon, dass das Goldeselchen am nächsten Tag krank ist? Ein echtes Topmodel bekommt auch nicht ein paar Dollar in die Hand gedrückt und muss sich innerhalb von 20 Minuten ein Outfit kaufen, um danach Noten dafür zu bekommen. Und erst recht nicht muss es sich vor der Show selbst schminken.
Es muss einfach belastbar und schön sein und glaubwürdig stolzieren können. Aber daraus lässt sich keine Show machen. Und das gewisse Etwas lässt sich erst Recht nicht in wenigen Wochen antrainieren.
Also: Nicht ernst nehmen, amüsieren. Wenn überhaupt.

Übrigens: mein persönlicher Favorit: Jennifer. Ist erst 16, hat aber eine Ausstrahlung wie eine frustrierte 40-Jährige, und wenn sie den Mund aufmacht, würde ich als Mann Erektionsstörungen bekommen. *grusel* Lange Beine, aber der Rest ist so tumb und schwerfällig, dass es schon wieder komisch ist.

Update 1: Sorry für Wortwiederholungen und schwache Grammatik. Bin krank... *jammer*

Matratzenhorchdienst

Also doch erkältet. Nicht dramatisch, aber auch nicht so, dass ich noch durch die Gegend springen könnte. Der Termin gestern in völlig unterkühlten Räumen hat mir offensichtlich trotz Ski-Unterwäsche den Rest gegeben.
(Nebenbei: Ich frage mich oft, was wäre, wenn ich im Winter oder gar beim Reiten im Winter einen Unfall hätte und ohnmächtig im Krankenhaus ausgezogen werden müsste. Die würden sich doch tot lachen. Lange Unterhosen, zwei Paar Socken, Schluchtensauser, zwei Unterhemden... aber spätestens, wenn sie auf die unterste Schicht, nämlich mich, stoßen würden, wüssten sie warum... da ist nix zum Wärme speichern!!!!)
Jedenfalls liege ich jetzt im Bett, weil mir das seitens meines Mammutjägers verordnet wurde, da der der Meinung ist, dass ich ohnehin Raubbau mit meiner Gesundheit betreibe - und das, obwohl ich weder rauche noch trinke noch andere Drogen konsumiere. Und mich warm anziehe!
Tja, nun sitze ich hier mit dem Laptop auf einem Tablett und kann die Tasten nicht richtig erkenne, weil ich meine Linsen nicht anhabe und meine Brille beim vorletzten Umzug irgendwie verloren gegangen ist. (?)
Draußen wabert die Nebelsuppe und es ist bitterkalt.
Wie gut, dass Mammutjäger seinen MP3-Player mit über 1000 Songs auf seinem Nachttisch liegen ließ...
Der Tag kommt mir schon jetzt unendlich lang und ereignislos vor.

Mittwoch, 1. Februar 2006

Ich liebe jüdische Friedhöfe

Und nicht aus den Gründen, aus denen manche Bildungsbürgermenschen alles Jüdische grundsätzlich toll und einzigartig finden, um sich von jeglichem Antisemitismus-Verdacht zu befreien oder ihre Toleranz (braucht man die da? Nein!) doppelt und dreifach zu betonen.
Nein, ich liebe sie wirklich, rein emotional und aus tiefstem Empfinden, Punkt, fertig, aus. Sie faszinieren mich. Ich mag den Gedanken, dass die Toten dort ihre Grabstätte für die Ewigkeit bekommen und nicht nach drei Jahren umgebettet werden. Ich mag die scheinbare Wahllosigkeit, wie auf manchen Friedhöfen die Steine angeordnet sind, inmittem hohem Gras und unter uralten Baumen mit mächtigen Ästen, die wie beschützend über die verwitterten Stelen ragen. Manchmal sind diese Friedhöfe sogar im Wald, tauchen ganz unvermittelt vor einem auf. Windschief und wie in einem immerdauernden Traum gefangen. Ja, fast verträumt, aber gleichzeitig stark und von einer geheimnisvollen Aura.
Ich glaube, das liegt an der Harmonie mit der Natur. Keine Ecken und Kanten, kein symmetrischer Grabschmuck, keine Blumenrabatten wie in typisch deutschen Vorgärten. Man lässt nicht nur die Toten ruhen, man lässt auch die Natur ruhen. Beides ist miteinander verwoben, der Tod und die Natur und das Leben - so, wie es sein sollte.
Diese Orte geben mir Ruhe. Ich finde sie wunderschön.
judenfriedhof-worms

*bibberbibber*

Schön anzusehen, aber ganz schlecht für Frierhutschen wie mich.
Winterweiss

Dienstag, 31. Januar 2006

Entscheidung gefallen

Mammutjäger hat eben verkündet, dass er heute Abend Rosenkohl kocht.
Ich gehe reiten. Lieber mit 40 Grad Fieber auf einem störrischen Gaul als den Geruch von Rosenkohl in der Nase.

Entscheidungsschwierigkeiten

Kratzen im Hals, aber keine Halsschmerzen; Kribbeln in der Nase; ab und zu Niesen, leichte Ohrenschmerzen; schlapp. Heute Abend reiten gehen oder nicht?
Ich kann mich nicht entscheiden.

Warum?

Im Moment höre ich wieder ständig davon in meinem Bekannten- und Internet- und Nachrichtenkreis: Frauen, die sich von miesen Typen quälen lassen oder ließen und mit den Nachwehen kämpfen. Kluge Frauen. Hübsche Frauen. Talentierte Frauen.
Holen sich ein Arschloch ins Haus und Bahn frei für Saufereien, Schläge, Stalking, Unterdrückung, Tyrannei. Ich werfe den ersten Stein, denn ich gehöre auch zu diesen Frauen. Hab mich beleidigen, verletzen, erniedrigen, schlagen lassen. Drei anstrengende Jahre lang.
Warum machen wir das? Was setzt da aus bei uns? Warum erkennen wir es nicht? Warum machen wir anfangs erst Recht eine feste Beziehung daraus, wenn uns andere warnen? Als hätte es dann einen besonderen Reiz?
Ist es dieses "Die Schöne und das Biest"-Klischee, nach dem Motto: Nur ich werde ihn zähmen? Alleine ich. Ich werde ihn verändern.
Und warum bleiben wir oft so lange, wenn wir eigentlich schon längst wissen, dass wir so etwas nie wollten? Warum verteidigen wir ihn vor anderen? Warum leugnen wir sogar, dass er uns schlecht behandelt oder gar schlägt? Warum sind wir bereit, wegen ihm Freunde zu verlieren und die Arbeit zu vernachlässigen, weil er uns wieder mal eine ganze Nacht mit Vorwürfen und Drohungen wach gehalten hat?
Ist es die Angst vor der Erkenntnis, sich geirrt zu haben? Die Scham darüber, dass man sich jahrelang mies behandeln ließ und es nicht schaffte, ihn zu ändern? Ist es irgendeine verquere Auffassung von Loyalität? Oder die Hoffnung, dass sich doch noch alles wandelt?
Als ich es nach drei Jahren endlich schaffte, zu gehen, war es kein Pappenstiel. Er ließ es ja nicht einfach so zu. Jetzt kam erst der echte Terror. Ständige Anrufe, nachts besonders gerne, mal flehend, mal Morddrohungen, dann stand er vor meiner Tür, schlug dagegen, nahm einmal fast meine Wohnung auseinander, und ich war anfangs so gefangen, so hilflos. Mein Herz wie ein Presslufthammer. Es dauerte Stunden, bis ich nach einem solchen Anschlag wieder ruhig atmen konnte.
Das Telefonklingeln ist seither ein Geräusch, dass mir erst einmal Angst macht; der Griff zum Hörer immer mit Überwindung verbunden. Das Handy unliebsamer Ballast. Der Gang zur Haustür immer mit Angst im Nacken, obwohl ich in einer anderen Stadt wohne.
Die ersten zwei Jahre nach der Trennung jede Nacht der gleiche Traum: Dass ich völlig ohne Sinn und Verstand zu ihm zurück gekehrt bin, freiwillig, zu spät erkenne, was ich da für einen Wahnsinn begehe, aber nun weiß: Wenn ich ihn jetzt nochmal verlasse, bringt er mich wirklich um. Ich kann nicht. Ich kann nicht! Ich muss bleiben! Oh Gott, was hab ich da gemacht! Was hab ich nur gemacht!
Nun kommt er nur noch selten, dieser Traum. Ich trau mir selbst wieder ein bisschen über den Weg, mir und meinem Urteilsvermögen.
Das "Warum" kann ich immer noch nicht beantworten. Es sind nur Versuche.
Vielleicht spielt es aber auch gar keine Rolle. Entscheidend ist, dass frau sich befreit. Es ist höllisch schwer, aber es geht. Und es lohnt sich. Und es ist vor allem nie zu spät dafür.
Ich werde nie das erste Weihnachten nach dieser Horrorbeziehung vergessen. Ich war solo, ja, aber alleine das Wissen, dass mich heute niemand bedrohen wird, niemand mit mir streiten wird, mir Vorwürfe macht, sich niemand besäuft, war das schönste Geschenk. Es war Frieden. Ich hab mir lauter Teelichter angemacht und es genossen, einfach nur da zu sitzen. Alleine. Es war wirklich wunderschön.

Weniger befriedigend

Wenn man sich angesichts des flotten Arbeitstempos ein Eigenlob verpasst und sich auf den anstehenden "freien" Mittwoch (frei bedeutet lediglich keine festen Termine, was für mich aber Luxus ist - egal, wie viel ich am Schreibtisch sitze) freut und just in diesem Moment das Telefon klingelt. "Kollegin hat Vorwehen, müssen alle Termine ganz schnell neu besetzen, kannst du nicht...?" Tja, so ein Argument wie Vorwehen (von denen ich bis heute gar nicht wusste, dass es sie gibt) habe ich natürlich nicht zu bieten, lediglich eine kleine Erkältung, natürlich hab ich ja gesagt. Klar, übernehme ich.
Nun ist er dahin, der "freie" Mittwoch.
Die kleinen Sünden bestraft der liebe Gott eben sofort. Und meine kleine Sünde war der kühne Versuch, mich selbst mal ein bisschen zu loben.
Ich tus nie wieder. ;-)

Befriedigend

Wenn ich das Liefern des ersten Textes für 12 und das des zweiten Textes für 13 Uhr angekündigt habe und den ersten um 10.30 Uhr und den zweiten um 11.30 Uhr abschicken kann.
Gutes Gefühl.

Montag, 30. Januar 2006

Pannen

12 Uhr, Pressekonferenz auf einem Bildungskongress - wichtige Leute und Schnittchen. Wie immer bin ich die einzige, die nichts isst, da ich das mühsame Zerteilen von Schinkenbrötchen mit den Schneidezähnen oder das Krümelrieseln von Croissants auf meine Kleidung einfach nicht mit seriösem Arbeiten und Repräsentieren verbinden kann. Andere gehen fast nur wegen der Schnittchen auf Pressekonferenzen.
Und andere wiederum, weil sie meinen, ungeheuer viel zu wissen und mit ihren Fragen wichtige Menschen aus der Fassung bringen zu können. Auch heute wieder - eine junge Frau, die wie ausgestopft auf ihrem Stuhl thronte und dachte, einen völlig abgebrühten Firmenboss (wenn er nicht abgebrüht wäre, wäre er kein Chef von einem Weltunternehmen) mit sinnfreien Fragen provozieren zu müssen. Erster Fehler aber: von sich behaupten, sich in gewissen Dingen sehr gut auszukennen und gleichzeitig in Form von nahezu peinlichen Fragen eindrucksvoll das Gegenteil zu beweisen. Ich kannte das Mädchen nicht, aber ich schämte mich ein wenig für sie. Sie fing tatsächlich ein piepsstimmiges Streitgespräch mit jenem Boss an und scheiterte kläglich - ohne es zu bemerken. Ich atmete innerlich auf, als der Leiter der PK sie nach endlos erscheinenden Minuten unterbrach und sagte: "Bitte keine Dialoge - aus Rücksicht auf Ihre Kollegen." Die grinsten derweil schon in sich hinein.
Mensch Mädchen - das war doch klar! Nur weil wir kommentieren dürfen, heißt das noch lange nicht, dass wir uns in dem Thema besser auskennen als die, die täglich damit zu tun haben. Oder es gar auf ein Streitgespräch ankommen lassen können.
Allergrößter Faux pas: Das Thema, über das sie mit ihm diskutieren wollte, war gar nicht Gegenstand des Kongresses. Au weia.
Warum denken so viele, dieser Pipi-Journalismus, den wir machen, hat was mit Rebellion zu tun? Er hat mit Information zu tun, nicht mehr und nicht weniger. Und wer gut informiert, kann unter Umständen Rebellionen auslösen.
Das heute aber war nicht Rebellion, das war eine Niederlage. Nix gut für den ohnehin und zu recht fragwürdigen und lädierten Berufsstand der Journalisten.

Samstag, 28. Januar 2006

Booooooot

Gestern auf der Boot in Düsseldorf: In Halle 6 staunt der Mob - allerdings vergeblich. "Wir haben heute einen solchen Andrang", sagt die mollige Dame in Glitzerjacket hinter der Absperrung zu einem unfassbar großen, mehrstöckigen Wohn"boot" zu der Mama mit den drei Kindern, die soooo gerne mal da drauf wollen. "Wir können keinen mehr hochlassen." Auf dem "Boot" ist niemand zu sehen außer vereinzelt wachsamem Sicherheitspersonal. Womöglich belegt der "Andrang" gerade die Kombüse.
Nein, ist schon klar. Das hier ist ein Zoo, bei dem der Mob mal ein bisschen die eingegitterten Reichen bestaunen kann, mehr aber auch nicht. Die nehmen auch nicht den Messebuss, sondern werden in Luxuslimousinen angekarrt. Ich hab kein Problem damit. Ich finde es amüsant, zumal mir kaum eine der Yachten gefällt. Zu viel Kitsch, zu wenig Stil, zu viel Plüsch und Gold. Eine allerdings war dabei, die mir gefallen könnte - reinweiß mit nachtblauen Details; dazu Edelhölzer in heller Teakoptik. Sehr windschittig, nicht zu riesig. Größer allerdings als unsere Wohnung. Tankfassungsvermögen 22.000 Liter. Na denn.
Es ist schön anzuschauen, aber ich verspüre glücklicherweise weder Neid noch den Wunsch, so etwas besitzen zu wollen. Besitz wird für mich immer mehr zu Ballast.
Trotzdem freuen wir uns auf den ersten warmen Sommertag, wenn wir das RIB aus der Halle holen und uns wieder in das Abenteuer namens Rhein stürzen. Will dieses halsbrecherische Gerät ohne WC oder Kabine mit seinen röhrenden 140 PS momentan gegen keine Yacht dieser Welt tauschen. Auf keinem anderen schnellen Boot ist man so nah am Wasser und an den Wellen, bei keinem ist man den Elementen so ausgesetzt. Nach fünf Stunden Gucken und glühenden Füßen wussten wir einmal mehr, dass wir uns richtig entschieden hatten.
Und wollen es diesen Sommer wagen - raus aufs Meer.
Es bleibt also spannend.
P.S. Ärgerlich: Wollte mein erstes "Street-Fotografie"-Experiment starten, mit einer kleinen Kamera - es gab unzählige tolle Motive, vor allem dieses Spannungsfeld Mob-Luxus, aber die Akkus waren leer. Verdammt. Daher nur ein mieses Bild per Handy von einem sehr unspannendem Moment.
Boot

Donnerstag, 26. Januar 2006

Körper verkaufen

Heute Abend: DM in Frankfurt. Und ich bin nicht dabei. Das ist eigentlich kein Wunder. Wenn ich zu so was gehe, dann fast immer beruflich, und dadurch wird man sehr nörgelig und anspruchsvoll.
Grundsätzlich aber sind mir bei Konzerten sowieso zu viele Menschen, mit denen ich mich sonst nie freiwillig einpferchen lassen würde und dafür noch Geld bezahle, zu viele mürrische Bodyguards, zu viele Geldgeier, die einem für ein Mineralwasser die letzten Scheinchen aus der Tasche ziehen, zu wenig Sitzgelegenheiten, zu viel Frauen, die tausend Mal besser gekleidet und frisiert und geschminkt sind als ich; zu viele brüllende Männer, zu viele singende Männer, zu viele Nikotinschwaden in der Luft, zu viele Dezibel in meinen Ohren, zu viel Zugluftströme in Nacken und Rücken, zu viele Bierpfützen auf dem Boden, zu viele Eindrücke für mein sensitives Schrumpelhirn.

Aber heute... heute würde ich mich so gerne da hin beamen lassen. Für zehn Minuten tanzen, singen, schwitzen, Arme hoch reißen, mich und alles andere vergessen.
Dafür würde ich glatt meinen Körper verkaufen.

Wie gut, dass das Beamen noch nicht erfunden wurde.

Mittwoch, 25. Januar 2006

Der Duft der Frauen

Eben, beim nachmittäglichen Gassigang mit dem Hund, kam uns auf dem Trottoir eine Frau entgegen. Um die 65, gepflegt, aber fern jeglicher erotischer Ausstrahlung. Strickrock in Beige - wahrscheinlich teure Wolle - bis zu den Knöcheln, hüftlange Jacke in einem anderen Beigeton, brauner Schal, kleines dunkles Mützchen auf ihren grauen, kurzen, gestuften Allerwelts-Haaren. Eckige goldene Brille, in der Hand eine Einkaufstasche.
Meine leider viel zu feine Nase witterte es schon, bevor sie an mir vorüberging. Sie trug "mein" Parfum.

Jetzt bin ich sehr, sehr (sehr!) verunsichert.
Duft

Missverstanden

Nein, ich lasse mich nicht hängen. Nein! Auch, wenn es zwischendurch so aussehen mag. Stattdessen mache ich wieder zu viel auf einmal. Es ist das alte Dilemma: Ich bin zu schnell. Das, was andere im seelischen und körperlichen Gleichgewicht in zwei Stunden machen, erledige ich in seelischem und körperlichen Ungleichgewicht in 40 Minuten. Aber ich bin danach genauso müde. Vielleicht sogar erschöpfter als die anderen. Ich finde dieses System auch nicht gut. Aber ich kann nicht langsam arbeiten, schon gar nicht langsam schreiben oder langsam denken... Ich kann ja ohnehin immer nur eine von diesen vielen Formulierungen für einen möglichen Satz aufschreiben, die zeitgleich in meinem Kopf Ringelpiez mit Anfassen spielen.
Doch daraus entsteht der Eindruck der Faulheit oder zumindest der Zerstreutheit. Unorganisiertheit. Der Schreibtisch voll, die Tastatur klappert - und eine halbe Stunde später hat die Olle Kopfschmerzen und liegt blass im Bett. Was für andere ein normaler Acht-Stunden-Tag ist, würde ich in vier erledigen, aber danach müsste ich ins Sanatorium, wohingegen die anderen noch mit den Freundinnen ausgehen, sich im Fitnessstudio shapen und abends ihrem Herzeliebchen was kochen.
Andere würden sich auch auf ein großes Projekt beschränken. Ich erlaube mir das nicht. Einen Autorenauftrag zu erledigen für ein über 100-seitiges Sachbuch ist kein Pappenstiel. Ich müsste viel mehr Zeit investieren. Viel mehr Ruhe. Mir viel mehr anlesen. Ich habe kein einziges Buch darüber gelesen, stütze mich nur auf meine Recherchen und das, was ich so aufschnappe. Das ist eigentlich Wahnsinn. Das hält man nervlich gar nicht aus, wenn man genau darüber nachdenkt. Mein Hirn saugt auf wie ein Schwamm, wenn ich recherchiere, und danach denke ich, ich müsste mal ganz schnell für sieben Stunden in ein Sauerstoffzelt. Und zwei Tage einfach nur schlafen. Ich hab nie gelernt, etwas bedächtig zu tun. Ich vergesse, zu essen und zu trinken und mich zu bewegen.
Ich bin dann irgendwie eine ganz grässliche, ungenießbare Person. Vielleicht sollte ich einfach so konsequent sein und sagen: "Okay, jetzt nur dieses eine Projekt. Und zwar richtig. So, wie es sein sollte. In Ruhe. Bedächtig. Planmäßig." Und vor allem dabei das Leben nicht vergessen.
Aber selbst dann würde ich ja doch nur täglich zirka vier Stunden am Schreibtisch sitzen, zwar im Schaffensrausch, aber von außen betrachtet würde es nach Dolce Vita aussehen. Jeder würde sagen: Wow, hat die es gut. So ein Leben möchte ich auch mal haben. Wenn du doch so viel Zeit hast, dann kannst du doch auch noch das machen und dieses, Wohnung aufräumen, Menus zaubern, Kontakte pflegen, dich um die Firma deines Freundes kümmern, Babys auf die Welt bringen und und und...
Ihr wisst echt nicht, wie es in mir aussieht.
Try walking in my shoes. You'll stumble in my footsteps.

P.S. Übrigens ist das der Grund, weshalb ich nie wieder in eine Festanstellung will. Da spätestens nach fünf Stunden die Arbeit erledigt war und ich innerlich so ko wie die anderen nach zehn Stunden, bekam ich jeden Nachmittag mein Tief wegen Unterforderung. Nur da sitzen, Arbeit vortäuschen, körperlich erschöpft sein, aber geistig immer noch hungrig tut niemand gut. Und früher oder später wird einem ohnehin jemand Faulheit vorwerfen... Arbeit wird eben in diesem Land in Stunden gemessen und nicht in Ergebnissen.

Dienstag, 24. Januar 2006

Maischberger!?!

Gucke gerade Menschen bei Maischberger. War anfangs sehr lustig, weil sie bei der Anmoderation so schön mit einem Maiskoblen hantiert hat, der dann doch zu sehr an einen Maispenis erinnerte (oder ist das wieder meine spätpubertäre Mädchenfantasie...?).
Wie auch immer - ich finde, sie fragt nicht gut. Es geht um Ernährung, und ständig will sie von den Gästen wissen, ob sie ab und zu zu MacDonalds gehen. Als ob das dann der Skandal schlechthin wäre. Ich habe das Gefühl, sie hört nicht richtig zu.

Ich handhabe das mit der gesunden Ernährung so: Ich versuche das zu essen, was mir gut tut. Manchmal ist das der Crispy Chicken nachts um halb eins, weil das gesünder ist, als gar nix zu essen nach einem langen Abend oder sich noch zu Hause irgendwas zu brutzeln. Es ist für mich gesünder, weil ich dann wieder Energie habe, weil ich mit leerem Magen nicht schlafen kann (!), weil mir wieder warm wird und meine Laune ansteigt.
Sauerkraut soll supergesund sein, aber mein Bauch mag es nicht, er beschwert sich massiv - wieso also ist das dann gesund? Nur wegen des Vitamins C da drin? Das ist doch Bullshit. Man sagt allgemein, dass jeden Tag ein Apfel gesund hält. Mein Mammutjäger kriegt Bläschen auf der Zunge und muss husten.
Und ich, Verzeihung, brauche ab und zu ein dickes Rindersteak mit Pommes, um gesund zu bleiben.
Die Maischberger versteht das irgendwie nicht. Sie sucht immer noch nach ihrem Skandal.
Warum nur darf ich nicht diese Sendung moderieren?

P.S. Ich hab auch kein Mitleid mit Menschen, die für ihr Schnitzel weniger ausgeben als für Hundefutter und sich dann über Gammelfleisch ärgern. Ich sage nicht, dass das Gammelfleisch gerechtfertigt ist oder dass der Verbraucher Schuld ist! Nein, es ist schon eine Schweinerei. Aber guckt euch das Hühnerfilet doch mal an. Es schwimmt im eigenen Wasser, ist viel zu blass - das ist ein Huhn gewesen, das nie die Chance hatte, zu laufen, zu picken, zu gackern, zu kuscheln. Das kann kein gutes Fleisch sein.
Die Indianer hatten Rituale, sich bei den Tieren, die sie jagten, zu bedanken. Indem sie ALLES verwendeten und allem einen Sinn verliehen. Irgendwann schlägt die Natur eben zurück - in welcher Form auch immer. Salmonellen, Vogelgrippe, Gammelfleisch. Das haben wir gemacht.

Sie ist weg.

Weg!
Sonnenuntergang

Tage wie dieser...

... mag ich nicht. Mich stört die Sonne. Mir ist die Wintersonne zu fahl, zu grell, zu niedrig. Ich empfinde sie als brutal. Ich krieg Kopfweh, wenn ich nach draußen schau.
Ich mag die diesige Nachmittags-Sommersonne, wenn es über 30 Grad hat. Garniert mit aufquellenden Gewitterwolken. Aber das hier - neiiiin.
Es ist nicht nur die Sonne. Ich kann nicht klar denken. Da ist so viel, was auf mich zukommt in den nächsten Wochen, Druck und Abgabetermine und Verantwortung und Präsentieren. Zig Kilometer, die ich runterrattern muss.
Ich will mich am liebsten verkriechen. Zumindest, bis die Sonne untergegangen ist. In ein kühles Zimmer ohne Licht.
Ich geh mir heute selbst auf den Keks, weil ich viel mehr leisten müsste als ich es getan habe. Obwohl ich eigentlich ständig etwas mache. Aber es stimmt gar nix. Angefangen von der Frisur bis hin zu meinen Socken, die ständig rutschen, von der zu hohen Raumtemperatur bis hin zur Tatsache, dass keine Schokolade mehr im Haus ist. Ich selbst bin irgendwie ein einziger Fehler.
Ich leg mich jetzt in dieses kühle dunkle Zimmer, bastel mir einen schönen Traum, wache auf, wenn die Sonne weg ist; bring die Bude in Ordnung, wasche Wäsche, geh reiten und danach setze ich mich nochmal an den Schreibtisch.
(oderauchnicht)

Beängstigend

"Puppenstube" auf HSE. Eine sehr blonde, sehr fröhliche Fraue sitzt zwischen lauter Babypuppen und redet von ihnen, als seien sie lebendig.
"Gucken Sie, wie die kleine Rita sich gerne mal zusammen rollt und einkuschelt, aber ein Auge riskiert sie immer..."
"Schauen Sie, dieser tiefe sanfte Blick von Baby Benny, seine dunklen schimmernden Augen, die Sie so neugierig angucken. Er trägt einen Strampelanzug aus sahnefarbenem Nicki und hat seine Kuschelschnuckelschmusedecke dabei - 119,95, das ist unser Preis für Baby Benny."
"Unsere Clarissa, die kleine Elfe, ist bald nur noch 80 Mal bei uns vorhanden; dieses verfressene kleine Elfenkind mit den süßen Pausbäckchen..."
"Micky, schauen Sie sich diese kleinen Händchen an, alles ganz weich, alles gibt ganz nach, und jetzt sehen Sie sich dieses Gesicht an mit den kleinen Fältchen der Neugeborenen, und der Sabber am Mündchen, diesen Schmolllippen von dem Schokoladenmauserl hier..." (Anmerkung: Micky sieht aus wie ein verformter alter Chinese)
Um Himmels willen, wer kauft das? Hier wird tatsächlich suggeriert, dass diese kitschigen Scheußlichkeiten irgendwie doch leben? Obgleich man Sie teilfinanzieren kann?
Und, was ich besonders beängstigend finde - sollen hier etwa jene Frauen angelockt werden, denen es nicht vergönnt war, Kinder zu bekommen? Und deren Sehnsucht sie dazu treibt, hier Unmengen von Geld aus dem Fenster zu schmeißen?
Puppe1
P.S. Baby Alex aus Bisquitporzellan gibts nur noch 20 Mal! Zugreifen!

Nicht nett

Gerade flutschte folgende Abwesenheitsmeldung einer Kollegin, die ich dringend etwas fragen müsste, in mein Mail:
"Bin gerade den Schnee genießen. Ab Montag, 30. Januar, sitze ich wieder am Schreibtisch."
Gehts nicht bisschen sachlicher? Hm? Muss man die armen arbeitenden Mitmenschen, die wie ich bis April von Urlaub oder Schneefreuden nur träumen können, auch noch neidisch machen? Das finde ich nicht nett. Und kollegial schon gar nicht. Pfff. Schnee genießen. Sehr professionell.

P.S. Am Freitag fahren wir vielleicht auf die Boot nach Düsseldorf. Am besten formuliere ich für diesen Tag folgende Abwesenheitsnotiz:
"Wir suchen gerade unsere neue Yacht für jene heißen Sommertage aus, an denen Sie schwitzend am Synthetiküberzug ihres Bürostuhls festkleben und sich schmerzhafte Furunkel in Ihren Arschfalten bilden und wir mit 300 PS und Champagner im Glas über das glitzernde Wasser gleiten. Bitte wenden Sie sich an meine Kollegen - ach nee, habe ja keine, bin ja freiberuflich. Bätsch! Kann mich auf die Couch legen, wann ich will und hab eine Toilette ganz für mich alleine! Ich kann jederzeit Feierabend machen und so lange schlafen, wie es mir beliebt. Also versuchen Sie es doch einfach morgen noch einmal. Wenn mir danach ist, antworte ich."(Ach, schön wäre es...)

Du liebst mich nicht

Gestern Abend, nach dem Essen. Mammutjäger will sich ein Eis machen. Übergossen mit Eierlikör (bäääh) und garniert mit Früchten.
Ich: "Stopp! Hast du nicht gesagt, du willst abnehmen?"
Er schaut auf seinen kleinen Bauchansatz, der zugegebenermaßen kaum zu sehen ist, aber dennoch existent. Wir wissen es beide.
Er: "Aber..."
Ich: "Nix da. Du willst keine Schokolade mehr im Haus haben, ich Hungerhaken muss das akzeptieren, obwohl ich mir ein Leben ohne Schoki nicht vorstellen kann, aber nun willst du dir trotzdem ein dickes Eis machen. Nix da."
Er: (gespielt) "Du liebst mich nicht mehr."
Ich: "Seit wann spielt Liebe in unserer Beziehung eine Rolle?"
Er macht sich ein Eis ohne kalorienreiche Zusätze und setzt sich mir gegenüber.
Er: (halb ernst) "Naja, es spielt schon ein bisschen eine Rolle, oder...?"
Ich: "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich liebe?"
Ich lege die Hände auf meine Wangen, um mein Gesicht ein bisschen zu verstecken. Ich muss ununterbrochen grinsen.
"Ich lieb dich nicht", sag ich leise und trotzig und gucke ihn unverwandt an. Er grinst kopfschüttelnd zurück.
"Du bist mir ne Marke", sagt er gelassen und löffelt zufrieden sein Eis. Das hat mein Papa auch immer zu mir gesagt. Es ist Ewigkeiten her.

Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, das "nicht" am Ende des Satzes wegzulassen.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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