Montag, 23. Januar 2006

Nacht-Tisch

"Ich bin mit der jüngsten Oma Deutschlands zusammen" - ein Satz, den ich mir in der Vergangenheit ziemlich oft anhören musste. Und genau so oft lachen musste; denn das ist meine natürlich Reaktion, wenn jemand mit Humor etwas über mich sagt, was nicht ganz verkehrt ist - wenn auch niederschmetternd, wenn ich es ernst nehmen würde... Aber heute traf mich die genauere Betrachtung meines Nachttischs wie ein Schlag: Er hat nicht nur ein bisschen Recht - er hat sogar verdammt Recht!
Zwar keine Oma im enkeltechnischen, aber sehr wohl im psychosomatisch-psychologisch-medizinisch-geriatrischen Sinne.
Nachttisch
Wobei ich betonen möchte: Alles Naturheilkram. Pfefferminzöl, Baldrian, Johanniskraut. Fett für meine geschundenen (Oma-)Hände.
Chemisch sind nur die kleinen blauen Tablettchen. Die verhindern Kinder und Enkelchen.
P.S. Und nein, das ist kein Gebiss. Sondern eine Beißschiene. Damit machst du jeden Mann schwach. "Schatz, küsch misch!"

Schläfer

Ich glaube, ich lege mich dazu...
Schlafen

Der - er; Die - sie

Liebe Fernsehjournalisten,

warum??? Warum präsentiert ihr diese Vergewaltigungen der deutschen Sprache mit einem Stolz und vor allem immer und immer wieder, als ob sie der Garant für den Pulitzer-Preis wären?

"Die Eiseskälte in Russland - sie hat nun auch den Aktienmarkt..."
"Der Atomstreit um den Iran - er beschäftigt die Weltpolitik..."
"Die Vogelgrippe - sie macht den Reiseveranstaltern immer mehr zu schaffen..."

Pfui! Nein! Das ist nicht schön! Und es hat auch keinen Sinn! Einen rhetorischen schon gar nicht! Es schwächt sogar!

Warum nicht einfach und klar?
"Die Eiseskälte hat nun auch den Aktienmarkt..."
"Der Atomstreit um den Iran beschäftigt..."
Es ist so leicht! Und es klingt so viel besser!
Und vor allem: Es ist ein Satz.

P.S. Da muss mich was schon sehr stören, um mich zu so vielen Ausrufezeichen - im Printbereich äußerst verpönt - zu bewegen...

Zusammen duschen

"Wie werde ich ihn los ihn zehn Tagen?" Der Film war enttäuschend; es war schon in den ersten Minuten klar, wie er endet und dass er auf seichten Gewässern dahin dümpelt. Und dann war es auch noch eine dieser unzähligen US-Lovestorys, in denen am Schluss jemand wegfliegen will aus enttäuschter Liebe und auf dem Highway in letzter Sekunde abgehalten wird (mir selbst war das ja immer zu mühsam, aus enttäuschter Liebe gleich den Job zu wechseln und in eine andere Stadt zu ziehen - - - aber vielleicht bin ich auch keine echte Frau. Nicht mal die Frisur hab ich gewechselt, und das ist das Mindeste!).
Ich blieb trotzdem dran. Wegen diesem Typen und seinem so unverschämt selbstbewussten strahlenden Grinsen. Wow. Gut, er hat inzwischen schütteres Haupthaar und ne Menge Fältchen um die Augen. Aber angesichts eines solchen Lächelns käme ich wohl auch in Versuchung, mit ihm duschen zu gehen.
Matthew

Kleines Mädchen

Heute Morgen zwischen sieben und acht, draußen geht die Sonne in einem eisigkalten blauen Himmel auf und stiehlt sich durch die Ritzen unseres Rollladens. Ich müsste aufstehen. Schon längst. Widerwillig setze ich mich auf und sehe neben mir diesen denkenden, ruhenden Mann. Entspannt, auf dem Rücken, wieder mal über irgendeine Konstruktion nachsinnend. Die Augen halb geschlossen und mindestens so blau wie der Himmel. Mensch gewordene, gut riechende Souveränität.
Sofort wird mir kalt, als ich da so sitze. Der Hund schläft auch noch und seufzt schwer. Da, direkt neben mir, ist Wärme und Ruhe und Schläfrigkeit und.... wups, bin ich wieder in der Horizontalen, schiebe mir mit geübter Handbewegung sekundenschnell die Decke über die Ohren und drücke meine Nase in seine Achselhöhle. Sofort legt sich sein Arm um meine Schultern. Hier ist es schön.
Ich (quengelig): "Ich mag nicht aufstehen."
Er: - - - - (denkt weiter über seine Konstruktion nach)
Ich: "Ich hab keine Lust aufzustehen, mich anzuziehen, zu arbeiten, auf Termine zu gehen..."
Er: "Wozu hast du denn überhaupt Lust?"
Ich muss kurz überlegen.
Ich: "Kuscheln. Lesen. Malen. Kuchen backen. Reiten..."
Er: "Bist halt ein kleines Mädchen."
Ich konnte ihm nicht widersprechen.
KleinTina1

Mutterinstinkt

Ich war schon heute Nacht schlecht gelaunt. Im Halbschlaf. Irgendetwas war mir im Traum über die Leber gelaufen. Ich wachte heute Morgen auf mit der Vorahnung, dass etwas passiert, mit dem ich nicht umgehen kann. Es passierte auch. Ein Brief von meiner Mutter, der sich knarrend aus meinem Fax befreite. Sie schreibt, dass ich ihr fehle. Wenn mir jemand so etwas schreibt, werde ich butterweich. Aber sie ist sich auch wie immer keiner Schuld bewusst. Oder Verantwortung. Oder eines Fehlers. Einen kurzen Moment war ich dennoch versucht, alles zu begraben, zu vergessen, wieder einmal und wie so oft "neu" anzufangen. Um dann wieder in einigen Wochen einen weiteren Tiefschlag zu bekommen, an mir und der Welt zu zweifeln und tagelang daran zu knabbern. Ich hab mich davor bewahrt, obwohl mir ein Kloß im Hals saß und ich so gerne nachgegeben hätte. Aber ich will einen solchen Satz auch nicht ignorieren. Er ist wie ein Diamant, selten, wertvoll, aber auch verdammt hart.
Ich brauche noch Abstand. Denn muss ich beibehalten. Er ist mühsam erkämpft, nicht gegen sie, sondern gegen meine eigenen Gewissensbisse. Ich könnte schon selbst mehrfache Mama sein und habs nie gelernt, mich gegen meine eigene abzugrenzen. Sie ist der Mensch, der mir am meisten wehtun kann. Ich hab mich noch immer nicht gelöst, aber ich war die vergangenen Tage auf einem guten Weg.
Ich werde zurück schreiben. Aber die Grenzen bleiben erst einmal bestehen. Ich hatte doch gerade erst angefangen, ein bisschen loszulassen... Wahrscheinlich hat sie das gespürt. Mutterinstinkt eben.

Sonntag, 22. Januar 2006

Wie soll ich so arbeiten?? (II)

Arbeiten

Die Vögel

Heute morgen, wie so oft, mit dem Hund am Rhein, da, wo die Rampe sich ins Wasser verliert und normalerweise bis fast oben bedeckt ist. Seit über einem Jahr aber herrscht Niedrigwasser. Selbst jetzt im Winter, nach zwei Tagen Regen.
Nun ist diese versandete Rampe die Kackstelle vom Hund. Ich finde, hier kann sich niemand beschweren. Hier geht keiner spazieren, hier wird früher oder später wieder der Fluss sein (wird er?). Vielleicht ist der Hund bis dahin gar nicht mehr da.
Ich war müde, es war noch früh; ich stand da, blickte aufs Wasser, ohne etwas zu sehen, während der Hund sein Häufchen an die Wand klebte (ich habe wirklich den Eindruck, ihm ist bewusst, wie sehr Menschen Hundekacke verabscheuen - es ist ihm peinlich!).
Plötzlich sind wir nicht mehr alleine. Um die 50 Tauben haben sich um uns herum niedergelassen und ziehen ihren Kreis Stück für Stück enger. Halt. Hier muss eine Verwechslung vorliegen, denke ich. Ich bin bestimmt nicht die Frau mit Brot. Sicher kommt hier sonntagmorgens oft eine Frau mit Brot und füttert euch. Aber ich fütter keine Tauben. Ganz sicher nicht. Es interessiert die Tauben nicht. Ich versuche mit ihnen zu reden, aber das motiviert sie anscheinend zusätzlich. Der Hund ist immer noch am Kacken. Ich kann also nicht weg, aber so langsam gefällt mir das nicht mehr. Die ersten Tauben gucken jetzt neugierig auf meine Hände und fangen laut an zu gurren.
"Weg hier", sag ich zum Hund und wir flüchten. Der Taubenschwarm reagiert sofort, schwirrt über meinem Kopf, ich denke kurz an Taubenscheiße in meinen frisch gewaschenen Haaren, hab aber Glück. Sie ziehen sich zurück.
Wir verschwinden durchs Deichtor auf die Straße und in die Sicherheit, als ich links oben neben mir ein seltsames Geräusch vernehme. Wie ein Scharren auf Plastik, aber sehr laut. Ich dreh meinen Kopf. DAS hab ich hier auch noch nicht gesehen. Drei dicke schwarze Krähen hocken auf der Deichmauer und eine weitere, offensichtlich die Anführerin, thront auf einer der Deichlampen. Sie öffnet ihre Flügel, als ich hochgucke, und ruckt den Kopf nach vorne. In meine Richtung. Die anderen drei starren mich unbewegt an. Als würden sie planen, wie man gemeinsam mit den Tauben möglichst schnell ein Menschlein erlegen und zerhacken kann.
Jetzt weiß ich, wie Hitchcock auf "Die Vögel" kam.
Heute Nachmittag muss der Hund im Garten pinkeln.

Samstag, 21. Januar 2006

DSDS/RTL/Nevio/Medienscheiße

Das war doch klar - ich hatte es geahnt... Nevio kritisiert RTL und stellt die Gerechtigkeit dieses fürchterlich herunter gekommenen Formats DSDS in Frage - und wups, wird er von der Jury in den Senkel gestellt. Die Leute werden hochgelobt und beim nächsten Mal vernichtet. Je nach dem, wie sie sich benehmen und inwiefern sie die potenziellen Anrufer beeinflussen. Die gesangliche Leistung spielt keine Rolle mehr. An Nevios Auftritt eben gab es nix zu meckern. Es wird auch heute einer der Besten sein. Nur ist er jetzt eben ein Nestbeschmutzer bei RTL. Aber eigentlich kann ihm nix Besseres passieren, als da rauszufliegen.
Mir geht das alles so auf den Sack. Genau so wie diese 10-Euro-Kacke auf RPR, die mich jeden Morgen quält, weil wir im Schlafzimmer keinen anderen Sender reinbekommen. Was für ein Schwachsinn. Ich würde durchdrehen als Moderator. Ich könnte echt nicht mehr in den Spiegel schauen. Dann lieber so ne Feld-, Wald- und Wiesen-Journalistin wie jetzt bleiben.
Aber ich war noch nie gut im Geld verdienen... Und im Seele verkaufen erst recht nicht.
Und wäre da nicht mein Mammutjäger, der momentan das Fleisch in die Höhle bringt, müsste ich vielleicht auch solche Dinge tun. Aber es muss auch ohne gehen, und irgendwie werde ich das auch hinkriegen. Ohne Burn Out, ohne ständige Überarbeitung, ohne PR-Schmiergelder, weil ich den Doc XY und die Klink XZ im Artikel mal so ganz nebenbei schmeichelnd erwähne. Ohne einen ganzen Morgen meine Hörer zu verarschen, indem ich Ihnen weiß mache, dass es eine gute Chance gibt, dass ausgerechnet sie eine Seriennummer eines 10-Euro-Scheines im Geldbeutel haben, obwohl diese Nummer nie mehr durchgesagt wird.
Ich hab das mal hinbekommen, ohne solchen Bullshit zu existieren und ich werde das hier in der Fremde auch wieder aufbauen.
P.S. Jetzt baut der Bohlen den Daniel Munez wieder auf - obwohl der mittelmäßig war. Aaaarggghhhh. Brauchen ja einen neuen Womanizer.

Ich möchte gerne meinen Nachbarn umbringen...

... seit gestern Nachmittag hat er seine Enkelkinder zu Besuch, mal wieder, und die haben nix Besseres zu tun, als den ganzen Tag und fast die ganze Nacht auf meinem Kopf herumzutoben, Sachen herunterzuschmeißen, im Treppenhaus zu lärmen, herumzuplärren...
Woher nehmen die nur die Energie? Und wie halten Oma und Opa das selbst aus? Und warum sagt keiner was? Muss ich mich wieder unbeliebt machen und am Ende als die "kinderlose Frau" von untendrunter dastehen?
Ich mag Kinder, aber so weit ich beobachtet habe, heißt Kindsein nicht, alles zu dürfen und den ganzen Tag Lärm zu machen. Oh Mann. Das nervt.

Wetterbilder brandaktuell

Wofür sich früher Dichter und Denker blumige Wörter ausdachten, erledigt heute Digitalkamera, PC, Blog und Internet.
Ganz aktuelle Wetterbilder - Sonne und Regen, aber leider kein Regenbogen. Der Hund mochte es nicht. Zog unwillig an der Leine Richtung Wohnung. Kein Gassi-Wetter eben.
LichtSchatten1
WetterKapriolen
Wetterkapriolen3

Hä?? Nicht blau, sondern bescheuert...

... wieso ist denn da jetzt wieder dieses Katergesicht...? Von wegen Icon gewechselt... grrrrr... also probiere ich es nochmal...

Blog ist blau, ich bin's nicht...

Das kam irgendwie ganz von selbst. Auf einmal wurde hier alles blau. Nicht mal bewusst!! Wenn ich nach Bildern suche, wähle ich automatisch Bilder in Blautönen aus. Und jetzt hat dieses Katergesicht im Icon nicht mehr gepasst. Armer Hase. Einfach so rausgeflogen aus meinem Blog. Als wolle er sich persönlich beschweren, liegt er nun schwer und langbeinig neben der Tastatur und maunzt lautlos. Ein überaus dramatisches lautloses Maunzen. Ich bin inzwischen der festen Überzeugung, dass Katzen einen ausgeprägten Sinn für Dramatik haben. Er weiß genau, wie er einen auf jämmerlich und verloren macht, um zu erreichen, was er will.
Und wenn er so lautlos maunzt und mir seine himbeerrote Zunge zeigt, dann kann ich nicht anders, als ihn darin zu bestätigen: Ja, du Armer. Ganz schwer hast du es. Und wieder kommt dieses knarzende "mau" aus seinem Mäulchen. Wups, wird er beschmust und bekrault und bekommt seine Pfötchen massiert.
Ich denke, er wird es verkraften, nicht mehr in meinem Icon zu sein. Da ich für Bewegung bin, werde ich ohnehin mein Layout immer wieder verändern. Was bleibt, ist wahrscheinlich die Vormacht von Blau und die Tatsache, dass ich es fast nie bin.

Au weia: Väterchen Frost

Kaelte
(Bild: Reuters, Spiegel-online)
Bis jetzt war sie weit weg, die Eiseskälte. Irgendwo da drüben im Osten. Bis zu minus 60 Grad in manchen Teilen Russlands. Aber jetzt will Väterchen Frost auch in den Westen kommen. Kältewelle Anfang der Woche. Was bedeutet das für mich? Oma-Hände mit aufgerissenen Fingerknöcheln, weil Madame keine Handschuhe besitzt und schon gar nicht mit Handschuhen reiten will; täglich fünf bis sieben Klamottenschichten (daher hatte ich auch immer wieder mal den Kosename "Zwiebelchen", der sich ausdrücklich nur auf meine Kleidung und nicht auf meinen Geruch bezieht!!), mindestens zwei paar Socken, hocherotische lange Unterhosen, elektrisierte Haare, die in alle Richtungen wandern und Funken schlagen, nächtliche Frierattacken, die hin und wieder in unverhoffter Kopulation enden, weil Mammutjäger das Suchen nach männlicher Wärme falsch interpretiert (die Löffelchenstellung ist nicht zwangsweise eine Aufforderung, sondern wärmt manchmal nur verdammt gut den Rücken!), abendliche Diskussionen, wer mit dem Hund rausgeht, wie lange und warum; fortschreitende Faltentiefe aufgrund von akuter Trockenheit um Augen und Mund - - - nein, ich bin definitiv nicht für die Kälte gemacht.

Übrigens: Es kam kein Sturm mehr. Um so unheimlicher dieser plötzliche Ausbruch. Vielleicht fand er wirklich nur in meinem kleinen Leben statt...?

Freitag, 20. Januar 2006

Nass

Ganz plötzlich warf sich die erste Böe an die schrägen Fenster. Durch die dicken Hauswände konnte ich das Prasseln der schweren Regentropfen hören, die sich ohne Vorwarnung aus einem mächtigen, schwarzen Wolkenband entluden. Sturm. Hagel. Das Pfeifen des Windes. Ich liebe das einfach - wenn ich denn drinnen sitze, im Geborgenen, in der Wärme.
Mein Katerchen war verwirrt angesichts dieser jähen Wetterkapriole, saß an der Balkontür und starrte gebannt nach draußen. Mein Handy sendete mir auf einmal schöne Kurznachrichten, als hätte der Sturm Gedanken beflügelt. Dabei kam es mir vor, als habe er nur hier gewütet, in meinem kleinen Leben. Und nirgendwo sonst. Um 103 Quadratmetern im fünften Stock herum. Es hat sich etwas bewegt. Irgendwie war ich kurz so richtig glücklich.
Jetzt ist es wieder still. Der Himmel schweigt sich aus. Und ich warte auf die nächste kleine Sturmfront.
Es wäre doch wunderbar, heute Nacht im Bett zu liegen und den Regentropfen zu lauschen.
Sie wandern mit in meine Träume, und in diesen Träumen bin ich draußen, ich friere nicht, verkrieche mich nicht, nein, ich stehe mitten im Sturm und bin einfach DA.
Regen

Date

Da war dieses Date heute morgen. Mit einem Menschen (w), den ich wirklich gerne mag. Wir mailen fast jeden Tag. Wir haben die gleichen Interessen - verbringen unsere freie Zeit am liebsten auf irgendeinem sturen Schlachtross. Wir haben gefrühstückt, erzählt, gelacht.
Und am Schluss stand ich dann wieder da wie bestellt und nicht abgeholt und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Eigentlich kennen wir uns zu gut, um einfach so Tschüss zu sagen. Ohne eine Geste. Aber ich hab mich mal wieder nicht getraut, obwohl ich gerne würde. Wann verdammt noch mal werde ich es lernen, auf Menschen zuzugehen? Nur ein einziges Mal einen Menschen von mir aus zu umarmen? Was wäre denn daran so schlimm? Es ist nicht mal die Angst, abgelehnt und weggedrückt zu werden. Es ist die Angst, dass ich dem anderen unangenehm bin. Dass er nicht mit mir in Berührung kommen will. Am liebsten wäre ich manchmal nur ein flatternder, sphärischer Geist, von dem niemand erwarten kann, dass er solche Dinge tut wie jemand umarmen.
Sorry, xxx, ich hab das einfach nicht gelernt. Ich mag dich. Ich würd dich gern zum Abschied drücken. Aber man muss mich schon packen und zu meinem Glück zwingen. Und beim nächsten Mal ist es dann schon viel einfacher für mich.
Meine Ausstrahlung ist irreführend. Ich bin nicht kühl und distanziert. Ich kann mich nur nicht überwinden, jemand so nahe zu treten. Das gabs bei uns früher nicht. Meine Eltern haben es erst später wieder eingeführt. Da waren wir schon erwachsen und es machte keinen Sinn mehr.

Jetzt habe ich Angst, mich falsch verhalten zu haben, irgendwas Falsches getan zu haben, nicht genügt zu haben. Du lächelst mich dann immer so lieb an, wenn wir uns verabschieden, und ich komme mir schäbig vor, wenn ich einfach nur die Hand hebe und winke.
Warum ist Nähe so verflixt schwer. Warum begebe ich mich bei Tieren sofort in Schmuse-Haltung und bei Menschen ist es ein Kampf gegen abertausend Ängste.
Dann gibts die wenigen, bei denen ich mich von Anfang an sicher fühle. Ein, zwei, drei in meinem Leben. Mehr nicht. Männer waren es. Wo ich ganz genau weiß: Die tun mir nix. Vor allem weiß ich aber: Denen kann ich auch nix tun. Denen kann ich mich zumuten. Eine wundervolle Seltenheit. Und ich kann durchatmen.

Loslösen

Das stelle ich wieder mit Erstaunen fest: Ich kann mich schlecht von Menschen lösen. Manchmal gar nicht. Und zwar dann, wenn ich mal Vertrauen zu ihnen hatte - was nicht oft geschieht. Aber wenn, dann verhalte ich mich wie ein wildes Tier. Einmal gezähmt, erkenne ich meinen Menschen immer wieder und fühle (fast) immer das Gleiche, wenn ich ihn sehe oder wittere. Instinkt. Der Kopf schreit etwas anderes. So rationale Dinge wie "Das hat doch keinen Sinn, diese Erfahrung hast du zu häufig mit diesem Menschen gemacht, um es noch einmal zu probieren. Spar dir die Mühen. Es ist Zeitverschwendung. Dieser Mensch mag dich vielleicht, aber er hat kein Interesse, Zeit mit dir zu verbringen. Etwas zu geben." Und ich zwinge mich, gegen meinen Instinkt zu handeln. Schweige. Obwohl ich mich gerne melden würde, ein Lebenszeichen gebe - auch wenn ich das später bereuen mag. Wenn ich zurück auf dem Boden der Realität bin und am eigenen Leib erfahren habe, dass es tatsächlich keinen Sinn macht. Man muss mich ziemlich oft enttäuschen - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes -, bis ich das Vertrauen verliere...
Aber wenn es mal tatsächlich weg ist, kommt es nie wieder.
Wolf

Donnerstag, 19. Januar 2006

Grauer Donnerstag

Ich schwimme in einem Meer von Zeit. Das bin ich nicht mehr gewöhnt. Gestern Abend fühlte es sich an wie Luxus, nach so viel Stress und so vielen zurück gelegten Kilometern. Ich war geradezu euphorisch. Aber da hab ich die Rechnung nicht mit meinen alten Knochen gemacht. Die sagen mir deutlich, das sie von den letzten Tagen halten. Bin so richtig saft- und kraftlos. Bäh.
Und draußen ist es, wie seit Wochen, vor allem grau. Nicht mal in Varianten. Sondern immer das eine, gleiche, helle, langweilige Grau. Grau war mal meine Lieblingsfarbe. Das ist wirklich krank. Pah, aber wer jetzt meint, Grau wär ja gar keine Farbe, irrt. Es gibt bunte Fahren und unbunte Farben. Jawoll.
Die Döschen von QVC sind inzwischen angekommen und wir wissen nicht recht, was wir mit ihnen machen sollen, obwohl wie sie praktisch finden. Jetzt haben wir eine Dose Pfirsiche geöffnet und sie in das mittelgroße Lock&Lock-Exemplar gefüllt. Nur rührt niemand diese Pfirsiche an... Aber schön siehts aus.
Mein Leben muss wirklich unterirdisch langweilig sein. ;-)))

Freitag, 13. Januar 2006

Du Hund, Du...

... du nervst. Guckst mich immer an aus deinen trüben alten Augen, als habe ich zuerst dein Herrchen bestialisch abgeschlachtet und würde es nun bei dir tun. Und seufzst, als habe ich dir wochenlang keinen Knochen mehr gegeben. Habe ich auch nicht, aber was du vielleicht vergisst: Du kannst gar keine Knochen mehr zerbeißen. Du hast kaum mehr Zähnchen in deinem kümmerlich verzogenen Maul. Du hörst auch nix mehr, obwohl du deine Ohren angestrengt nach hinten klappst. Nein, ich kann neben dir stehen und brüllen und mit den Armen fuchteln, du kriegst nix mit. Leider schläfst du nur dann so tief und selig, wenn wir dringend mit dir Gassi gehen müssten oder ich dich irgendwo hinbringen muss, wo ein geduldiger Mensch sich deiner erbarmt, damit ich auf Termine gehen kann. Und dann kommt wieder dieser "Töte mich doch gleich"-Blick. "Wer bist du schon. Die Frau, die irgendwann dazu kam. Und mit Herrchen so komische Sachen machst immer wieder. Du bist nicht mein richtiger Mensch, auch wenn du mich fütterst und streichelst und mit mir an den Rhein gehst. Nein, für mich gibt es nur einen richtigen Mensch, und der ist jetzt nicht da."
Ach, Hund. Ich versuche doch wirklich mein Bestes. Aber du machst es mir nicht leicht. Liegst immer mitten auf der Türschwelle, wenn ich die Tür mal schließen möchte; hustest mit dir selbst um die Wette, wenn ich telefonieren muss; stellst dich stur und drehst dich weg, wenn ich deine alten Knochen mal ein bisschen massieren möchte. Du bist eben 16 und darfst alles. Uns den lieben langen Abend mit jäh aufblitzender Wildheit und Spiellust nerven, mit psychosomatischen Asthma-Anfällen unseren Sex unterbrechen, uns mit Altersstarrsinn zum Wahnsinn treiben. Bist halt ein besonderer Hund. Du weißt doch, alle lieben dich. Alle sind begeistert, wenn sie dich sehen. Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Dann gib doch was davon zurück und lieb mich bitte auch ein bisschen und mach mir nicht immer so ein schrecklich schlechtes Gewissen, wenn ich mal dein Mensch bin... du Hund, du...
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Donnerstag, 12. Januar 2006

Sinnenbad

Lockerung verspricht das Sinnenbad von tetesept. Mit Palmrosa- und Lemonöl. Lockert angeblich sogar verspannte Muskeln im Schulterbereich. Na, da hat es bei mir einiges zu tun. Und es wird seine Gelegenheit bekommen. In zirka 10 Minuten. Wehe, es riecht nicht gut...

Brett vorm Kopf

Ein Tag so zäh wie eine Folge von VIB. Und mindestens so langweilig. Meine Haare ziepen, der Schädel brummt, mir ist zu warm, dann wieder zu kalt, ich bin nicht müde und nicht wach, die gewünschten Rückrufe kommen einfach nicht rein, mein PC spinnt und bockt, der Himmel ist grau und der Dienstreiseantrag, den ich eben ausfüllen musste, hat mir den Rest an letzter schwacher Konzentration genommen, der da noch irgendwo im Hinterhinterhinterstübchen vorhanden war.
Ich glaub, ich mach Feierabend. Und leg mich in eine Wanne voller rosa Schaum. Oder orangenen Schaum? Oder soll ich den Badezusatz für den Mammutjäger stibitzen, den ich ihm zum Nikolaus geschenkt hab...? Indianersommer heißt der. Wie der wohl riecht...? Der Indiandersommer? Nach Pferd etwa?
Okay, noch schnell zur Post und in den Drogeriemarkt, und dann abtauchen. Schon alleine der Gedanke ist Balsam für mein geschundenes Schrumpelhirn.

Mittwoch, 11. Januar 2006

Sex-Blogs&Verbalerotik

Ich bin ja nun noch eine recht jungfräuliche Bloggerin und erst seit kurzem dabei. Und da wundert es mich stets von Neuem, wie viele Menschen ihre Blogs doch dazu nutzen, ihre Sex-Eskapaden, Sex-Erlebnisse, Sex-Wünsche, Sex-Fantasien nieder zu schreiben. Detailliert und immer wieder, Tag für Tag. Oft sind sogar diese Sex-Blogger mit die eifrigsten Blogger, obwohl es im Grunde stets um Ein- und das Selbe geht. Irgendwas wird irgendwo reingesteckt. Mal der Dödel in die Momo, dann in den Popo oder in den Mund, dann gibt es ja auch noch Vibratoren und Liebeskugeln, die man an allen möglichen Stellen unterbringen kann, auch die Gruppenstärke varriiert, ebenso die Kombination, Weibchen mit Weibchen, Weibchen mit Männchen und Weibchen, Weibchen alleine und so weiter und so fort... Dazwischen werden G-Punkte gesucht oder über weibliches Ejakulat gesonnen und möglichst viele Bilder zusammen gesucht, die Dödeln oder Momos ähneln, die irgendwo drin stecken der was drin stecken haben. Nicht wirklich Pornografie meistens, aber zumindest was für Pornografie-Einsteiger und Voyeuristen. Natürlich sind Menschen als alte Sammler und Jäger für Schlafzimmer-Einblicke empfänglich. Ich las also den ein oder anderen Eintrag und stolpere auch immer wieder in neue Sex-Blogs rein, ganz unverhofft, weil die Überschriften in die Irre führen. Bei manchen las ich fast regelmäßig mit und finde die ganze Angelegenheit immer unspannender. Bis ich mich irgendwann fragte, ob es in diesen Leben dort denn nichts anderes gibt? Es hat eher die Wirkung von 0190er-Werbung spätabends im Fernsehen auf mich – lusttötend statt lustfördernd. Die Menschen dahinter verblassen. Es ist zu offen, zu plakativ, zu beifallheischend.
Nun vermutet man hinter solchen Worten wie meinen eine verklemmte Mittvierzigerin, die selbst noch nix erlebt hat, unter Orgamusschwierigkeiten leidet und in jenen Blogs ihre unerfüllten Wünsche erahnt. Und sie deshalb verdammt. Ha, und wenn die vermutete verklemmte Mittvierzigerin sich daraufhin erst anfangen würde, zu verteidigen – wie wirkte denn das? Wenn jemand sagt: „Ich habe sehr wohl guten Sex, und auch oft, jawohl“, dann glaube selbst ich ihm nicht so recht. Na? Klingelt es? Genau. Das ist nämlich zu offen. Es ist schon ein Bekenntnis, wenn auch vielleicht in Wirklichkeit bei vielen Menschen nur ein Lippenbekenntnis, Flucht nach Vorne. Erotischer wäre ein rätselhafter Satz, aus dem nicht wirklich etwas zu lesen ist, garniert mit einem frechen Grinsen. Finde ich. Für mich werden Menschen uninteressant, wenn sie verbal die Beine breit machen und jeder mal reingucken darf. Und zwar aus der Makroperspektive. Klar haben auch diese Menschen noch ihr ein oder anderes Geheimnis. Aber vieles ist zu offensichtlich. Für sie selbst ist es sicher ein Kick. Es kann reizvoll sein, seine Fantasien nieder zu schreiben. Man kann sie vielleicht durchleben dabei. Und Erlebnisse aufs Neue erspüren.
Nur für mich selbst isses zu banal. Zumal das erotische Schreiben eine hohe Kunst ist, die selbst die meisten anerkannten Schriftsteller nicht beherrschen. Wer was wirklich Gutes in der Richtung lesen möchte, muss lange suchen. „Angst vorm Fliegen“ kann ich empfehlen, und zwar aus dem einen Grund, der mir in diesen Blogs fehlt: Es ist verdammt gut geschrieben und lebt auch von den Szenen, in denen nicht irgendwas irgendwo rein gesteckt wird. Ein intelligentes, lebensnahes, humorvolles und frappierend ehrliches Buch von einer mutigen Frau. Die nicht angibt, sondern lebt. Mit allem, was dazu gehört. Und das ist eben mehr als nur Steckerle spielen.
Hautnah

Alles fließt

Wir haben sie schon oft gehört, diese Sprüche zum Thema Wohnen am Rhein. "Irgendwann guckt man ja doch nicht mehr hin", "Da gewöhnt man sich dran", "Ist doch im Grunde das Gleiche wie mitten in der Stadt oder auf dem Land, Hauptsache, die Wohnung ist okay."
Und ich muss erneut widersprechen. Nein! Es ist nicht das Gleiche. Vor allem nicht für mich und meinen Mammutjäger, wo wir doch schon als Jugendliche immer am Rhein herumgestromert sind, uns auf die Schiffe wünschten, die uns aufs Meer bringen sollten, wenn wir auch damals noch keine Ahnung voneinander hatten und uns etliche Jahre, Erfahrungen und vor allem Kilometer trennten.
Man gewöhnt sich nicht daran. Man blickt immer noch erstaunt auf, wenn das ganze Haus zu vibrieren beginnt, weil dieser eine uralte holländische Kahn mit dem anno-dazumal-Dieselmotor vorbei tuckert. Manchmal ist morgens die ganze Anlegestelle voll von Möwen, als hielten sie eine Konferenz, dicht gedrängt hocken sie auf jedem freien Quadratdezimeter und gucken einen aus ihren starren, kugelrunden Augen an. Am nächsten Tag siehst du keine einzige. Ich habe immer noch nicht verstanden, warum das so ist. Was sie herlockt und was sie fernhält. Jeder Morgen hat andere Farben. Mal wirkt das Wasser schwer und bleiern und grau, mal ist es von einem irisierendem Blau, mal weich und grün. Die Geräusche ändern sich mit dem Wetter und dem Wind. Mal riecht die Luft nach Fisch und Meer, mal sandig und nach Dieselöl.
Und das erste, was ich mache, wenn ich morgens Wohnzimmer und Küche betrete, ist, aus dem Fenster zu schauen - denn der Rhein verrät einem, was wir für einen Tag vor uns haben. Frostig, kalt, Vorfrühling, Hitze, Gewitter, Sturm. Lange schon gab es kein Hochwasser mehr. Fast warten wir darauf, dass der Fluss "endlich" wieder steigt. Und irgendwann nachts die Deichtore geschlossen werden.
Es ist ein anderes Wohnen am Fluss. Es zeigt einem, dass alles in Bewegung ist. Oder, wie einer meiner geschätzten Zeit- und Bloggenossen sagt: Alles fließt. ;-)
Das war heute Morgen. Licht und Dunkel zugleich. Und einfach wunderschön:
Farbenspiel_2_110106_klein

Saphira

Oh! Wer hätte das gedacht. Der Drache ist eine Sie. Saphira heißt das zauberhafte und inzwischen riesige Wesen, und sie legt nun auch echte Diven-Allüren an den Tag. Nette Geschichte.
Und immerhin schafft sie Eragon ein warmes Kuschelbett zwischen Bauch und Flügeln, nachdem sie ihm beim Drachensturzflug mit ihren harten Schuppen die Innenseite der Oberschenkel aufgerissen hat und er völlig entkräftet hernieder sinkt.
Klingt doch nach einer echten Liebesgeschichte.

Auch hinreißend: Ludwig. Ein lockiges Springpferd, schmusig ohne Ende, könnte sich stundenlang den Kopf kraulen lassen und sabbert einem dabei verzückt die Hände voll, von denen er sich nämlich gleichzeitig die samtigen Nüstern streicheln lässt. Und dann dieser Name. Ludwig. Zu schön... ;-)

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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